Grundwasserganglinien
Bei der Darstellung einer Grundwasserganglinie werden die gemessenen Grundwasserspiegelhöhen einer Grundwassermessstelle gegen die Zeit aufgetragen. Klima, Witterung und hydrogeologische Gegebenheiten sowie anthropogene Einflüsse wie Grundwasserentnahmen, Melioration und Gewässerausbau bestimmen den Verlauf und das Aussehen der Grundwasserganglinie.
Untergeordnet können noch Schwankungen des Luftdruckes und des Auflastdruckes, insbesondere in gespannten Grundwasserleitern, Einflüsse von Erd- und Meeresgezeiten sowie seismische Aktivitäten den Verlauf der Grundwasserganglinie beeinflussen. Nahe der Geländeoberfläche ist häufig eine direkte Abhängigkeit des Grundwasserstands von Niederschlagsereignissen zu beobachten. Teilweise kann bei flach verfilterten Messstellen auch die Verdunstung eine Rolle spielen. In tieferen Grundwasserstockwerken tritt diese Abhängigkeit nur noch mehr oder weniger abgeschwächt sowie mit zeitlicher Verzögerung auf.
Der zeitliche Verlauf des Grundwasserstandes an einer Messstelle wird üblicherweise durch eine sich über mehrere Jahre erstreckende Ganglinie wiedergegeben (Abbildung 1). Ganglinien zeigen typische Strukturen, die auf den Witterungsablauf im Jahresgang, aber auch auf geologische, hydrologische und menschliche Faktoren (Entnahmen, bauliche Maßnahmen, etc.) zurückgeführt werden können. Abbildung 2 zeigt die Grundwasserstandsentwicklung im Jahreslauf mittels einer Jahresganglinie. Über die Wintermonate steigt der Grundwasserstand in Abhängigkeit von der erhöhten Grundwasserneubildung an, um in den Sommermonaten - in der Regel bis September/Oktober – wieder abzufallen. Danach steigt der Grundwasserstand mit der wieder einsetzenden Grundwasserneubildung wieder an.
Aufgrund der ausreichend hohen Datendichte und der langen Beobachtungsreihen in Niedersachsen kann der langfristige Grundwassergang mit Hilfe des Grundwasserstandsmessnetzes punktuell an Grundwassermessstellen dokumentiert, beschrieben und interpretiert werden. In Abhängigkeit von den eingesetzten Messverfahren (Handmessung per Lichtlot, Drucksensor mit Datenlogger oder Datenfernübertragung) wird der Grundwasserstand in monatlichen, wöchentlichen oder täglichen Messungen ermittelt.
Ein Netz von Grundwassermessstellen kann die Höhe des Grundwasserspiegels einer ganzen Region zeigen. Durch das Zusammenführen und Auswerten vieler Grundwasserstandsdaten an verschiedenen Orten lassen sich graphisch Grundwassergleichenpläneerstellen und daraus die Fließrichtung des Grundwassers bestimmen.