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Abschlussbericht zu Multiresistenten Bakterien liegt vor

Funde in Gewässerproben spiegeln den Einsatz von Antibiotika wider


Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Universitätsklinikum Bonn (Uni Bonn) haben den rund 170seitigen Abschlussbericht zum Vorkommen antibiotikaresistenter Bakterien und Antibiotikarückständen in niedersächsischen Kläranlagen und Oberflächengewässern vorgelegt. Die vom Umweltministerium veranlasste Untersuchung im Gewässer ergibt danach keine Hinweise auf eine Gesundheitsgefahr für die Allgemeinbevölkerung. Dabei wird davon ausgegangen, dass die üblichen Hygieneregeln, die dem Schutz vor Krankheiten dienen, eingehalten werden.

Es besteht dennoch die Notwendigkeit, sich auf Bundesebene weiter intensiv mit der Thematik zu befassen. Insbesondere sei zu klären, inwieweit durch das Vorkommen und die weitere Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien und Antibiotikarückständen in Gewässern mittel- bis langfristig Risiken für die Umwelt und Gesundheit bestehen, heißt es in dem Bericht. Hierfür bedürfe es vor allem zunächst einer abgestimmten und einheitlichen Gefährdungsabschätzung.

Umweltminister Olaf Lies: „Niedersachsen hat durch dieses Sondermessprogramm einen wertvollen Beitrag für die Konzeption weiterführender Untersuchungen geleistet. Sowohl aus Sicht des Umwelt- als auch aus Sicht des Gesundheitsschutzes brauchen wir jetzt dringend bundeseinheitliche Standards bzgl. der Untersuchungsmethodik und der Risikobewertung. Klar ist, dass unsere Umwelt ein Spiegelbild des Antibiotikaeinsatzes in der Human- und Veterinärmedizin ist. Deshalb ist ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika erforderlich. Der Einsatz von Reserveantibiotika wie Colistin in der Veterinärmedizin muss massiv reduziert werden.“


Hier finden Sie den Abschlussbericht zum Vorkommen antibiotikaresistenter Bakterien und Antibiotikarückständen in niedersächsischen Kläranlagen und Oberflächengewässern.


Um die Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern (MRGN) in der Umwelt zu untersuchen, hat das Land Niedersachsen im Mai 2018 mit einem landesweiten Sondermessprogramm begonnen. Insgesamt wurden über den Sommer etwa 200 Proben an 80 verschiedenen Stellen gezogen.

Die Untersuchung wurde vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn durchgeführt. Das Sondermessprogramm soll einen landesweiten Überblick über die Belastungssituation von Flüssen und Bächen mit multiresistenten Bakterien liefern und erste Abschätzungen zu Eintragspfaden und Verbreitungswegen dieser Bakterien in der Umwelt ermöglichen, sowie Wissenslücken schließen.


Presseinformationen

04.04.2019: Abschlussbericht zu Multiresistenten Bakterien liegt vor

20.09.2018: Lies: Umwelt ist Spiegelbild unseres Antibiotikaeinsatzes

14.05.2018: Untersuchung gestartet: Niedersachsen ist Vorreiter

 

Umweltminister Olaf Lies bei der Entnahme einer Probe für das Sondermessprogramm Multiresistente Keime an der Innerste in Sarstedt
Umweltminister Olaf Lies bei der Entnahme einer Probe für das Sondermessprogramm Multiresistente Keime an der Innerste in Sarstedt (Mai 2018)
Methodik

Die niedersächsischen Proben wurden mit dem sogenannten „HyReKa Methodenspektrum" nach dem aktuellen Stand der Forschung untersucht. In dem deutschlandweiten Verbundprojekt „HyReKa" (Hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle Antibiotika-resistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern), an dem auch das Universitätsklinikum Bonn beteiligt ist, werden zurzeit unter anderem Standardmethoden zur Untersuchung der Verbreitung von antibiotikaresistenter Bakterien entwickelt und erprobt.

Die Beprobung erfolgte:

  • an Stellen mit bekannter Beeinflussung durch Kläranlagen,

  • an Standorten in Regionen mit hoher Viehdichte,

  • an Stellen, an denen die Gewässergüte nach der Wasserrahmenrichtlinie beprobt wird,

  • im Küstenbereich und

  • an vermeintlich unbelasteten Standorten.

Zusätzlich zu der Bestimmung der multiresistenten Bakterien werden an Gewässerkundlichen Überblicksmessstellen auch Antibiotikawirkstoffe untersucht, da bisher davon ausgegangen wird, dass ein Vorkommen von Antibiotikawirkstoffen im Gewässer ein Selektionsvorteil für resistente Bakterien darstellen können.

Bei der Analytik der Proben kommen drei Hauptmodule zur Anwendung:

  • Mikrobiologische Bestimmung zum Vorkommen von resistenten Bakterien

  • Molekularbiologische Detektion von Resistenzgenen in der Gesamtbiomasse

  • Chemische Analytik zur Bestimmung von Antibiotikarückständen

Hintergrund:

Das Land Niedersachsen beschäftigt sich bereits seit 2016 intensiv mit diesem Thema. Damals hat der Interministerielle Arbeitskreis der Niedersächsischen Landesregierung eine Strategie gegen Antibiotikaresistenz beschlossen und 2017 den Abschlussbericht für eine Antibiotikastrategie vorgelegt (www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de). Die Strategie verfolgt den sogenannten „One-Health-Ansatz", nach dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt in Beziehung stehen und somit auch gemeinsam betrachtet werden müssen. Die gemeinsame niedersächsische Strategie gegen Antibiotikaresistenz wird fortgeführt und weiterentwickelt.

Artikel-Informationen

erstellt am:
14.05.2018
zuletzt aktualisiert am:
05.04.2019

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