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LNG in Niedersachsen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Mit dem Aufbau einer LNG-Importinfrastruktur soll Deutschland innerhalb kürzester Zeit unabhängig von Erdgas aus Russland werden. Die Niedersächsische Landesregierung unterstützt die Vorhaben an den Standorten Wilhelmshaven und Stade. „Die Standorte Wilhelmshaven und Stade werden einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Niedersachsen und Deutschland leisten. Gleichzeitig wollen wir mit dem Energiewende-Turbo sowie dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und Speicher schnellstmöglich entsprechend unserer Klimaziele die Importe von fossilen Energien immer weiter verringern", so Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer.


Was ist LNG?

LNG (Liquefied Natural Gas) bedeutet zu Deutsch: verflüssigtes Erdgas. Heruntergekühlt auf minus 162 Grad Celsius weist das Flüssiggas ein etwa 600-Mal geringeres Volumen auf als im gasförmigen Zustand. Dadurch werden die Lagerung und der Transport auf Tankschiffen erleichtert. Nach dem Anlanden an einem speziellen Terminal kann das LNG regasifiziert, also wieder in Gas umgewandelt, und ins Netz eingespeist werden.

Als wichtige Exportländer für LNG gelten die USA, Katar oder Australien. Mehrere europäische Staaten verfügen bereits über eine Import-Infrastruktur für Flüssiggas, darunter Frankreich, Spanien, Großbritannien oder Italien. Auch in der Bundesrepublik Deutschland sollen LNG-Terminals gebaut werden.


Flüssiges Erdgas (LNG) wird in speziellen Frachtschiffen transportiert.   Bildrechte: Wojciech Wrzesień, Adobe Stock
Flüssiges Erdgas (LNG) wird in speziellen Frachtschiffen transportiert.

Welche Rolle spielt LNG für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland?

Deutschlands Gasversorgung ist in erheblichem Maße abhängig von Russland. So war die Bundesrepublik Anfang März 2022 gemessen am inländischen Gasverbrauch zu 49 Prozent von Russland abhängig. Mittlerweile ist dieser Anteil zwar bereits signifikant gesunken. LNG könnte aber insgesamt zwei Drittel dieser russischen Erdgasimporte ersetzen.


Warum brauchen wir jetzt Gas auch per LNG?

Deutschland unternimmt derzeit größte Anstrengungen, die eigenen Erdgasspeicher für diesen und den nächsten Winter zu füllen. Energie und vor allem Gas wird derzeit von russischer Seite gezielt als Waffe eingesetzt. LNG kann Deutschland davon unabhängiger machen.

Deutschland verbraucht in einem Winter nicht nur das zu Beginn eines Winters eingespeicherte Gas, sondern ist darüber hinaus auch auf konstante Lieferungen angewiesen, um den eigenen Bedarf zu decken.

Die Lage ist bereits dieses Jahr sehr angespannt und wir müssen größte Anstrengungen unternehmen, schon jetzt Energie zu sparen. Die größte Herausforderung besteht nach derzeitigem Stand dennoch nicht so sehr in diesem Winter 2022/23, sondern im Winter 2023/24: Es ist aktuell zu erwarten, dass die Speicher am Ende des Winters 2022/23 komplett leer sein werden, da auch die parallelen Lieferungen niedriger ausfallen werden als noch im vergangenen Jahr. Vermutlich werden auch die Gaslieferungen aus anderen Ländern weiter reduziert, da zu erwarten ist, dass Russland Gas weiter als Mittel der Auseinandersatzung nutzen wird, um die Einheit in Deutschland und Europa zu destabilisieren.

Um die Speicher für den Winter 2023/24 füllen und zusätzliche Mengen Gas zur Verfügung zu haben, brauchen wir also so schnell wie möglich zusätzliche Importkapazitäten. Das sind die LNG Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel bereits für diesen und Stade und Lubmin, die ab dem kommenden Winter zur Verfügung stehen sollen.

Wie lange brauchen wir LNG?

LNG ist nur eine nötige Zwischenlösung in der Energiewende. „Ziel ist es, schnellstmöglich auf klimaneutrale grüne Gase umzustellen und Wilhelmshaven zur Drehscheibe für Grünen Wasserstoff und den Import Erneuerbarer Energien aus der Nordsee zu machen", so Minister Meyer.

Über den deutlich schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energien könne die bestehende Abhängigkeit der Energieversorgung Deutschlands und Niedersachsens vom Import fossiler Energieträger reduziert werden. Die Landesregierung setzt deshalb auf allen Ebenen intensiv darauf, dass der Ausbau der Erneuerbaren und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft beschleunigt werden.

Bild des neuen LNG-Anlegers in Wilhelmshaven   Bildrechte: MU
Am 05. Mai fiel der erste Rammschlag für den LNG-Anleger - im November wurden die Bauarbeiten abgeschlossen.

Wie weit sind die Planungen für die LNG-Terminals in Niedersachsen?

Die Bundesregierung hat Charterverträge für fünf schwimmende LNG-Terminals unterzeichnet, sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU). Neben Brunsbüttel und Lubmin sind zwei der künftigen Standorte in Niedersachsen: Wilhelmshaven mit zwei und Stade mit einer FSRU.


Bei der ersten FSRU in Wilhelmshaven sind das sogenannte BImSch-Genehmigungsverfahren für die FSRU und das Genehmigungsverfahren für die Abwassereinleitung nach Wasserhaushaltsgesetz (WHG) abgeschlossen. Die Genehmigungen wurden am 16.12. an Uniper übergeben.
Außerdem erteilt wurde der Planfeststellungsbeschluss nach WHG und Niedersächsischem Wassergesetz (NWG) für den Hafenausbau. Der Hafenausbau ist fertig.
Ebenfalls erteilt ist der Planfeststellungsbeschluss für die Gas-Anbindungsleitung nach Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).
Die FSRU hat am 23. Dezember den Betrieb aufgenommen und speist und Gas in das Erdgasnetz ein. Sie wird mindestens 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas einspeisen, was etwa 10 % der der aus Russland gelieferten Gasmenge 2021 ausmacht. Über die 26 km lange Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) nach Etzel können darüber hinaus bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas abgeführt werden. Voraussetzung dafür ist der weitere Ausbau des Ferngasnetzes nach Süden.


Die zweite FSRU in Wilhelmshaven befindet sich in der Planungsphase. Tree Energy Solutions (TES) muss einen Anleger und die dazugehörige Suprastruktur errichten und bereitet die Anträge für die Genehmigungsbehörden entsprechend vor. Es ist vorgesehen, dass diese FSRU im Herbst/Winter 2023/2024 mit circa 5BCM (billion cubic metres, Milliarde Kubikmeter) Einspeiseleistung in Betrieb genommen wird.
Diese FSRU in Wilhelmshaven wird durch das feste Terminal vor dem Voßlapper Groden Nord abgelöst, das voraussichtlich 2025/2026 in Betrieb genommen wird.


In Stade werden aktuell die Antragsunterlagen für die FSRU durch den Vorhabensträger erstellt. Der Antrag auf Planfeststellung für den Hafenausbau liegt bei der Planfeststellungsbehörde, dem NLWKN, vor und befindet sich derzeit in der Prüfung. Der NLWKN hat aber bereits einen vorzeitigen Beginn der bauvorbereitenden Maßnahmen genehmigt. Die geplante Inbetriebnahme des Terminals ist für den Herbst/Winter 2023 mit circa 5 BCM Einspeiseleistung vorgesehen.

Der Ausbau für das stationäre Terminal läuft in Stade parallel zum dem der FSRU. Das stationäre Terminal soll Ende 2026 in Betrieb gehen und die FSRU dann ablösen.


Die FSRU Höegh Esperanza wird wegen möglicher Umweltschäden teilweise kritisch gesehen. Was ist die Haltung des Niedersächsischen Umweltministeriums dazu?

Dazu sagt Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer: „Klar ist, dass es grundsätzlich keinen Umweltrabatt bei den Genehmigungen gibt. Alle rechtlichen Vorgaben des Umweltrechts müssen eingehalten werden. Dies gilt auch bei den Genehmigungsverfahren für den Betrieb der FSRU 'Esperanza'."

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Gewerbeaufsichtsamt haben in den letzten Wochen intensiv die Antragsunterlagen der Uniper geprüft.
Die gewässerökologischen Auswirkungen wurden dabei genauso wie alle anderen relevanten Umweltbelange intensiv geprüft, ebenso wie die über 300 Einwendungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung. Das LNG-Beschleunigungsgesetz hat zwar das Verfahren beschleunigt, aber bei den Umweltanforderungen gibt es keine Abstriche.
In der wasserrechtlichen Einleiter-Erlaubnis wurde eine enge Überwachung der Einleitungen, eine Beweissicherung sowie ein Minimierungskonzept für die Biozideinträge vorgegeben.



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