Der Wolf in Niedersachsen
Die Rückkehr des Wolfs nach Mittel- und Westeuropa ist ein Erfolg für den Arten- und Naturschutz. Während viele andere Arten einen massiven Rückgang der Population verzeichnen und Anlass zur Sorge geben, hat der strenge Schutz des Wolfes nach internationalem Recht diese Entwicklung ermöglicht. Wölfe nehmen als Spitzenprädatoren eine wichtige Rolle im Ökosystem ein und können einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht leisten. Ihre Rückkehr bedeutet aber auch Herausforderungen – insbesondere für Weidetierhalterinnen und -halter, die von Nutztierschäden betroffen sind. Weidetiere zu schützen, Weidetierhaltende zu entlasten und bei Problemwölfen schnell zu handeln, um ein weitgehend konfliktarmes Nebeneinander zu sichern, ist das Ziel des niedersächsischen Wolfsmanagements.
Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf
Seit Februar 2023 treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, Landwirtschafts- und Umweltverbänden, Wissenschaft und Kommunen und weiteren Verbänden im Dialogforum „Weidetierhaltung und Wolf“. Das Ziel: In einem konstruktiven Austausch Möglichkeiten finden, um den Herdenschutz zu stärken und Weidetierhalterinnen und -halter zu entlasten. Dafür wurden die vier Projektgruppen „Förderung und Herdenschutz in der Weidetierhaltung“, „Information und Transparenz“, „Wolfsmanagement“ und „Deiche und Herdenschutz“ gegründet, die sich regelmäßig treffen.
Mehr zu den bisherigen Aktivitäten des Dialogforums finden Sie hier:
Pressemitteilung: Neuer Dialog zu Weidetierhaltung und Wolf ist gestartet
Entwicklung von Wolfspopulation und Nutztierschäden
Auf dem Umweltkartenserver gibt es tagesaktuelle Informationen zu Nutztierschäden und Wolfsrudeln in Niedersachsen:Hinweise zur Nutzung des Umweltkartenservers:
Klickt man im Thema „Natur“ das Menü an, erscheinen unterschiedliche Kategorien. Mit Anwählen der Kategorie „Nutztierschäden“ kann man bei „Wolfsrudel Territorien“ ein Häkchen setzen, um alle Wolfsrudel in Niedersachsen ansehen zu können. Es gibt außerdem sowohl die Möglichkeit, sich alle Nutztierschäden anzeigen zu lassen, als auch nach Tierart getrennt zu filtern. Klickt man das eingezeichnete Symbol auf der Karte an, erscheinen ergänzende Informationen zu Datum, Zahl der betroffenen Tiere und Informationen zum Verursacher.
Die Umweltkarten sind an dieser Stelle als Website nur eingebettet. Alle Funktionen und eine größere Darstellung finden Sie hier.
Ergänzende Informationen zu Themen und Legende finden Sie hier: https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Download_OE/Allgemein/umweltkarten_Niedersachsen_Inhalt.pdfDer Niedersächsische Wolfsmanagementplan
Die Anwesenheit von Wölfen führt aufgrund ihrer Größe, Lebensweise (Rudelstruktur) und außerordentlichen Anpassungs- sowie Lernfähigkeit zu Sorgen und Konflikten, was ein Zusammenleben von Mensch und Wolf erschwert. Im niedersächsischen Wolfsmanagement wird das Ziel verfolgt, mögliche Konflikte im Nebeneinander von Menschen und Wölfen zu vermeiden oder zu vermindern, sowie die ökosystemare Rolle von Wölfen in der niedersächsischen Kulturlandschaft durch Forschung zu begleiten. Da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, für deren Umsetzung eine Allianz verschiedener Akteurinnen und Akteure notwendig ist, die gemeinsam an den komplexen Herausforderungen arbeiten, hat die Landesregierung gemeinsam mit verschiedenen Interessengruppen die Grundsätze und Leitlinien in Form eines Managementplans erarbeitet. In dem Wolfsmanagementplan werden die wichtigsten Informationen zum Wolf, zum aktuellen rechtlichen Rahmen, zu den Grundsätzen der Landesregierung und zu den Konfliktfeldern dargestellt, um die Bedeutung und Notwendigkeit der daraus abgeleiteten Handlungsleitlinien und Managementmaßnahmen nachvollziehbar aufzuzeigen. Der Plan soll fortwährend an aktuelle Erkenntnisse, Erfordernisse und geänderte Rahmenbedingungen angepasst werden.
Organisationsstruktur des niedersächsischen Wolfsmonitorings und Wolfsmanagements
Die naturschutzrechtliche Zuständigkeit liegt im Geschäftsbereich des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU) als oberste Naturschutzbehörde. Es steuert die landesweiten Schutzbemühungen, legt die Grundsätze zum Umgang mit der Tierart, zum finanziellen Ausgleich von Schäden, zur finanziellen Unterstützung von schadensvorbeugenden Maßnahmen fest und entscheidet über die Verwendung der dafür zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in seiner Funktion als Fachbehörde für Naturschutz kümmert sich im eingerichteten Wolfsbüro um fachliche und operative Fragen und Angelegenheiten rund um den Wolf in Niedersachsen. Die Unteren Naturschutzbehörden (UNB) sind grundsätzlich zuständig für die Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes und somit auch für artenschutzrechtliche und artenschutzfachliche Fragen zum Wolf, sofern nicht anders geregelt. Die niedersächsischen Wolfsberaterinnen und Wolfsberater sind vom Land geschulte und ehrenamtlich tätige Personen, die daran mitwirken, die Rückkehr der Wölfe zu beobachten und sachlich zu begleiten, Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern und das Nebeneinander von Mensch und Wolf zu unterstützen.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) ist sowohl für alle jagd- als auch tierschutzrechtlichen als auch für die landwirtschaftlichen Belange des Landes zuständig. Es gibt u. a. Handlungsreichungen zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere oder zum Einsatz von Herdenschutztieren. Im Fall wissenschaftlicher Untersuchungen entscheidet das zuständige Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) über die Erteilung einer Tierversuchsgenehmigung, die neben der artenschutzrechtlich notwendigen Ausnahmegenehmigung erforderlich sein kann. Das LAVES wirkt zudem an der Erarbeitung von Managementmaßnahmen mit, sofern diese von tierschutzrechtlichem Belang sind. Die unteren Veterinärbehörden (UVB) überwachen die Einhaltung veterinärrechtlicher Anforderungen und entscheiden z. B. über erforderliche Maßnahmen bei verunfallten Wölfen und im Fall eines unzureichenden Schutzes von Nutztieren soweit tierschutzrechtlich relevant. Die Jagdbehörden erteilen im Zuge von artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen das Einvernehmen in Bezug auf die geeigneten Personen. Weiterhin kann es bei bestimmten Managementmaßnahmen notwendig sein, Genehmigungen nach § 24 Abs. 2 NJagdG zu erteilen, auch dafür sind die Jagdbehörden zuständig.
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) ist für die Abwicklung der Richtlinie Wolf zuständig. Sie prüft und bewilligt die Anträge auf Zuwendung für Präventionsmaßnahmen und bietet in dem Zusammenhang Beratungsangebote für alle Nutztierhaltende zum Herdenschutz an. Ferner ist die LWK zuständig für die Nutztierrissbegutachtung und Feststellung der Verursacherschaft. Sie prüft die Anträge auf Gewährung von Billigkeitsleistungen, führt die Wertermittlung für geschädigte Tiere durch und zahlt die Landesmittel an die Antragstellerinnen und Antragsteller aus.
Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) führt im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit dem MU seit dem Jahr 2011 das Wolfsmonitoring in Zusammenarbeit mit dem NLWKN-Wolfsbüro durch. Sie ist zuständig für die Erfassung, Begutachtung und Dokumentation von Wildtierrissen, für Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf sowie (in Zusammenarbeit mit dem NLWKN-Wolfsbüro) für die Schulung und Betreuung der Wolfsberaterinnen und Wolfsberater. Die LJN beteiligt sich an der Fortentwicklung konzeptioneller Grundlagen zum Umgang mit Wölfen in Niedersachsen.
Melde- und Beratungsstellen zum Wolf in Niedersachsen
In Niedersachsen stehen der Öffentlichkeit verschiedene Institutionen als Informationsquelle sowie Beratungs- und Meldestelle zur Verfügung, welche die nachfolgende Tabelle zusammenfasst.
Institution | Funktion | Kontakt |
LJN e.V. | Meldeportal für Wolfssichtungen, Beratung zu Wolfsverhalten |
0511 53043-18 oder 0151 72310392 wolf@ljn.de |
NLWKN-Wolfsbüro | Beratung zu Wolfsverhalten |
0511 3034-3034 Wolfsbuero-allgemein@nlwkn.niedersachsen.de |
Wolfsberaterinnen und Wolfsberater (Ehrenamt) | Beratung zu Wolfsverhalten | Kontakt je nach Landkreis https://www.nlwkn.niedersachsen.de/wolfsberater/wolfsberaterinnen-und-wolfsberater-in-niedersachsen-45574.html |
Landwirtschaftskammer GB Landwirtschaft | Herdenschutzberatung |
0441 801-639 |
Landwirtschaftskammer GB Förderung | Beratung zu Präventions- und Billigkeitsleitungen gemäß RL Wolf |
0511 3665-1209 richtlinie-wolf@lwk-niedersachsen.de |
Landwirtschaftskammer GB Forstwirtschaft | Rissbegutachtung | 0511 3665-1500 |
Dokumentations- und Beratungsstellen des Bundes zum Wolf
Auf Wunsch der Umweltministerinnen und Umweltminister der Länder wurde im Jahr 2016 die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf, kurz DBBW, geschaffen. Das Projektteam arbeitet unter der Leitung des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). Projektpartner sind das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland (Spreewitz), das Fachgebiet Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut (Gelnhausen) und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (Leibniz-IZW). Auf der eigens dafür aufgebauten Webseite werden u.a. die in den Bundesländern erhobenen Daten aus Monitoring und Management zusammengefasst und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Das Projektteam berät die Naturschutzbehörden von Bund und Ländern bei allen Fragen zum Thema Wolf.
Der steigende Wolfsbestand führt insbesondere zu Konflikten mit der Weidetierhaltung. Im Jahr 2021 wurde deshalb das Bundeszentrum Weidetiere und Wolf, kurz BZWW, errichtet, welches als bundesweite Anlaufstelle für Informationen rund um den Herdenschutz fungiert. Aus Sicht der Weidetierhaltung wird auf das Spannungsfeld Weidetiere und Wolf geblickt, um die bestehenden Konflikte zu erfassen. Ziel des Bundeszentrums ist es, aktuelle, fundierte und praxisrelevante Inhalte zu Herdenschutzmaßnahmen, Fördermöglichkeiten in den Bundesländern, praxis- und forschungsbezogenen Projekten zum Herdenschutz sowie Konfliktlösungsansätzen aufzuzeigen.