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erstellt am:
06.10.2014
Pressemitteilung Nr. 135/2014
Die Preisträger des niedersächsischen Gewässerwettbewerbs „Bach im Fluss“ stehen fest: In der Kategorie „Hauptamt“ wird der Landkreis Verden mit der „Niedersächsischen Bachperle 2014“ ausgezeichnet, in der Kategorie „Ehrenamt“ geht der Preis an die Mitglieder des Angelsportvereins Dalum/Gr. Hesepe e.V. Außerdem werden der Unterhaltungsverband Meiße und der Landkreis Holzminden sowie der Fischereiverein Hude und der Fischereiverein Colnrade e.V. ausgezeichnet. Sonderpreise gehen an die Biologische Station Osterholz zusammen mit der BUND Kreisgruppe Osterholz sowie an die Arbeitsgemeinschaft der Angelvereine Lauenbrück, Fintel und Westervesede.
„Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der Projekte. Es ist schön zu sehen, wie viel Ihr Engagement für unsere heimischen Fließgewässer bringt. Der Schutz der Gewässer als wichtiger Bestandteil des Naturhaushaltes ist für die Gesundheit und zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen unverzichtbar. Der Gewässerschutz steht daher oben auf meiner Agenda“, sagte Umweltminister Stefan Wenzel bei der Preisverleihung in Hannover. „Alle Teilnehmer können zu Recht stolz auf ihr Werk sein. Ich gratuliere allen Preisträgern ganz herzlich.“ Klaus Wiswe, Präsident des Niedersächsischen Landkreistages und amtierender Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände, ergänzte: „Die Projekte zeigen das kreative Potenzial und den engagierten und kooperativen Einsatz der Menschen vor Ort für die Gewässerrenaturierung in unserem Land. Die Vielzahl der kommunalen Preisträger und Kooperationspartner zeigt überdies, wie engagiert und fachkundig die kommunalen Umweltbehörden das europäische Umweltrecht in Niedersachsen umsetzen. Die Fließgewässerentwicklung im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist hierfür ein gutes Beispiel.“
Der Gewässerwettbewerb wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz und der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens 2010 ins Leben gerufen und fand jetzt zum dritten Mal statt. Die Künstlerin Maike Dahl hat die „Die Niedersächsische Bachperle“ als Hauptpreis gestaltet. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Gewässerentwicklung in Niedersachsen zu fördern, gelungene Projekte der Fließgewässerentwicklung öffentlich zu präsentieren und die Vorbildfunktion guter Projekte zu nutzen. Verschiedene haupt- und ehrenamtliche Teilnehmer aus Kommunen, Verbänden oder Vereinen reichten insgesamt 39 Beiträge für den diesjährigen Wettbewerb ein.
Im September bereiste eine siebenköpfige Expertenjury elf ausgewählte Projekte in ganz Niedersachsen. Die Bewertung der Beiträge erfolgte unter anderem anhand der ökologischen Wirksamkeit, der Verbesserung der Situation am Gewässer, der durchgeführten Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sowie den realisierten Kooperationen. „Die Entscheidung fiel am Ende nicht leicht, weil alle Preisträger fachlich hervorragende Lösungen zur Verbesserung der Situation im und am Gewässer umgesetzt haben. Gewässerlandschaften, die die Aue mit einschließen, wurden in vorbildlicher Weise entwickelt und wertvolle Gewässer konnten wieder an das Fließgewässersystem angeschlossen werden. Kleinräumig wurde durch unterschiedlichste Herangehensweisen wertvolle Strukturvielfalt in den Gewässern für Flora und Fauna geschaffen“, erklärte Peter Sellheim, Jurymitglied und Mitarbeiter des NLWKN aus dem Geschäftsbereich Naturschutz.
Um das herausragende Engagement im Bereich der Umweltbildung und der Öffentlichkeitsarbeit für die „Anliegen der Gewässer“ zu würdigen, entschied sich die Jury, zusätzlich zwei Sonderpreise zu vergeben. „Insgesamt sind wir mit dem diesjährigen Wettbewerb wieder sehr zufrieden – die vielen Beiträge mit sehr guter fachlicher Qualität von unterschiedlichsten Akteuren und die gute Resonanz in der Öffentlichkeit auf den Wettbewerb haben es wieder möglich gemacht, den hohen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Einsatz aller Beteiligten im Bereich der Gewässerentwicklung sowie deren Vorbildfunktion zu zeigen und zu würdigen“, ergänzte Dr. Katrin Flasche, Geschäftsstellenkoordinatorin des Wettbewerbs und Geschäftsführerin der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N.
Kategorie "Hauptamt"
Gewinner der „Niedersächsischen Bachperle 2014“: Landkreis Verden, Untere Naturschutzbehörde – „Renaturierung des Wümme-Binnendeltas im Landkreis Verden“ (Preisgeld: 750 Euro)
Die Renaturierung des Wümme-Binnendeltas hat eine langjährige Historie mit sehr vielen Maßnahmen in dem großen Naturraum der ökologisch bedeutsamen Niederung dieses Flusslaufes. Als Wettbewerbsbeitrag wurde ein Abschnitt zwischen Fischerhude und Ottersberg vorgestellt, bei dem eindrucksvoll zu sehen ist, wie durch viele stimmige Einzelmaßnahmen – unter anderem mit Wehrumgestaltungen, der Schaffung auentypischer Strukturen und der Initiierung eigendynamischer Gewässerentwicklung – ganze Gewässerlandschaften wieder naturnah gestaltet wurden.
Den 2. Preis teilen sich zwei Projekte in der Kategorie „Hauptamt“:
2. Preis: Unterhaltungsverband Meiße – „Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Meiße und des Berger Baches im Truppenlager Bergen“ (500 Euro)
Im Truppenlager Bergen wurde, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, die „hohe Schule der Staulegung“ praktiziert. Durch den Rückbau eines Wehres und das sukzessive Ablassen eines ein Hektar großen Teiches wurde die ökologische Durchgängigkeit in taltiefster Linie mit naturnahen Bachstrukturen wiederhergestellt und durch die schrittweise behutsame Absenkung das vorhandene Sediment weitgehend immobilisiert. Durch diesen fachlich anspruchsvollen Rückbau wurden 600 Meter Rückstaubereich aufgehoben und der wichtige Nordseeanschluss des Meißeoberlaufes um neun Kilometer erweitert. Auffallend ist auch die ganzheitliche Betrachtung des Gewässerlaufes, so wurde auch die Unterwassersituation mit in die Maßnahme einbezogen und das breiten- und tiefenerodierte Gewässer durch stimmige Maßnahmen ökologisch aufgewertet.
2. Preis: Landkreis Holzminden, Untere Wasserbehörde – „Rückbau einer Wehranlage in der Lenne am Standort Buchhagen“ (500 Euro)
An der Lenne wurde am Standort Buchhagen in beeindruckender Weise ein Wehr zurückgebaut und zu einer ökologisch vorbildlichen und zudem landschaftlich ansprechende Sohlgleite umgestaltet. Die Maßnahme folgt dem wichtigen Gesamtkonzept der Durchgängigkeit von der Quelle bis zur Mündung und zeichnet sich neben der sehr guten technischen Durchführung in einem Gebiet mit hohen hydraulischen Anforderungen auch durch eine innovative Öffentlichkeitsarbeit aus. Durch die touristische Erschließung und quasi im „Vorbeiradeln“ erfassbare Infotafeln wird das ökologische Gesamtkonzept und die Zielart, die Bachforelle, dem Bürger nahegebracht. Mit vertrauensvoller Zusammenarbeit vieler betroffener Anlieger konnte das Projekt in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden und zudem eine hohe Anteilsfinanzierung aus privaten Mitteln akquiriert werden.
Sonderpreis: Biologische Station Osterholz-Scharmbeck und BUND Kreisgruppe Osterholz – Umweltbildungsarbeit beim Projekt „Vielfältiger Lebensraum Scharmbecker Bach“ (500 Euro)
Die Renaturierung des Scharmbecker Bachs wurde in vorbildlicher Art und Weise für Maß-nahmen der Umweltbildung genutzt, welche die Biologische Station Osterholz-Scharmbeck und die BUND Kreisgruppe Osterholz mit unzähligen Aktivitäten (z.B. Aufbau einer Bachpatenschaft mit dem Gymnasium Osterholz mit klassenspezifischen Themenfeldern bis hin zu „Jugend forscht“-Projekten), gekonnt und professionell umzusetzen wusste. Mit sehr großem Engagement, hohem ehrenamtlichen Einsatz und umfassenden Aktivitäten vom Kindergarten über Schulklassen bis zur Erwachsenenbildung wurde Gewässerentwicklung in einem lebendigen Bach für viele Bürger erlebbar gemacht und Generationen geprägt, die mit einer dauerhaften emotionale Bindung sich auch langfristig für eine naturnahe Entwicklung der Fließgewässer engagieren werden.
Kategorie "Ehrenamt"
Gewinner der „Niedersächsischen Bachperle 2014“: Angelsportverein Dalum / Gr. Hesepe e.V. – „Anlage von Stillgewässern im Seitenschluss zur Ems“ (1000 Euro)
Der Angelsportverein Dalum / Gr. Hesepe e.V. hat mit dem Fokus auf die ökologisch bedeutsamen Alt- und Seitengewässer und unter Beachtung historischer Altarme zwei Seitengewässer an der Ems angelegt. Seitengewässer dienen dem Artenschutz durch Rückzugsmöglichkeit bei Hochwasserphasen und durch geeignete Habitatstrukturen für Fortpflanzung, übernehmen Auenfunktionen und werten das Hauptgewässer ökologisch auf. Eindrucksvoll wurde hier gezeigt, wie durch das große Engagement eines Angelsportvereins auch große und anspruchsvolle Projekte, sogar an einem Gewässer 1. Ordnung, umgesetzt werden können.
2. Preis: Fischereiverein Hude – „Renaturierung der Kimmer Bäke“ (750 Euro)
Der Fischeiverein Hude hat sich mit großem Engagement und einer ungewöhnlichen technischen Maßnahme der Renaturierung der Kimmer Bäke bei Hude angenommen. Durch Umgehung eines Sandfangs im Hauptstrom und Wiederanschluss des Altgewässers wurde die Durchgängigkeit wiederhergestellt und ein lebendiger Bach geschaffen. Wegen oberliegender erosiver Ackerflächen wird der Sandfang bei höheren Abflüssen weiterhin genutzt, dazu wurde eine Schwelle sowie ein Wehr mit regulierbarem Schütz im ehemaligen Gewässerlauf errichtet, auch die Abfuhr des Sandfanges ist durch einen neu errichteten großzügigen Durchlass weiterhin gewährleistet. Durch die innovative technische Lösung, gepaart mit der fachlich hochwertigen Reaktivierung des ehemaligen Gewässerlaufs und der guten Kooperation aller Beteiligten, konnte diese gute Maßnahme nach vierjähriger Konzeptphase erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.
3. Preis: Fischereiverein Colnrade e.V. – „Revitalisierung des Holtorfer Baches Maßnahmenabschnitt 3“ (500 Euro)
Das Projekt des Fischereivereins Colnrade e.V. überzeugte insbesondere durch umfassende Maßnahmen zur Gewässerrevitalisierung unter Berücksichtigung weiterer Artenschutzaspekte und mit der Schaffung einer Referenzstrecke zur Fortbildung von Wasser- und Bodenverbänden am Holtorfer Bach in Colnrade im Bereich der Hoco-Mühle. Die Aktivitäten des Fischereivereins sind umfangreich im Gemeindeleben verwurzelt. Umfassende, fachlich hochwertig durchgeführte Maßnahmen wie Gewässerbettverlegung, Schaffung von Sekundäraue, Einbau von Strukturelementen, Anpflanzung von Erlen, Einbau von Hartsubstrat als Laichhabitat, Abkühlen von Warmwasser in einem Pufferbecken vor Einleitung in den Bach und Herstellung eines Amphibiengewässers beeindruckten ebenso, wie die Freude und Begeisterung der Teilnehmer, die auf langjährige Erfahrungen in der Gewässerrenaturierung zurückblicken können.
Sonderpreis: AG der Angelvereine Lauenbrück, Fintel und Westervesede – Arten- und Gewässerschutzprojekt „Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle im oberen Wümmegebiet", Umweltbildungsprojekte und Öffentlichkeitsarbeit (500 Euro)
Mit unermüdlichem Engagement und viel Herzblut haben die Angelvereine erfolgreich die Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle in der Zielkulisse des oberen Wümmegebietes vorangetrieben und mit didaktisch-pädagogischem Geschick fachlich komplexe Sachverhalte mit Freude vermittelt und verfestigt. Besondere Auszeichnung verdient auch die Internetseite, die Lust auf den Lebensraum „Gewässer“ macht und zudem einen Fundus an fachlichen Informationen bietet. Das beispielhafte Projektgewässer, die Ruschwede, stellt mit dem fachlich fundierten Einbau von Kiesbetten und Strömungslenkern dar, wie auch mit einfachen Mitteln und geringen Kosten erfolgreich Gewässerrenaturierung betrieben werden kann.
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erstellt am:
06.10.2014