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erstellt am:
04.12.2023
PI 118/2023
Am (heutigen) Montag hat das Niedersächsische Umweltministerium den ersten Klimafolgenmonitoringbericht für Niedersachsen veröffentlicht. Der Bericht belegt anhand zahlreicher Indikatoren und gemessener Daten, dass die Klimakrise und Erderhitzung in Niedersachsen angekommen sind und bereits nachweisbar negative Folgen für Bevölkerung und Natur haben.
Umwelt- und Klimaschutzminister Christian Meyer: „Der Klimafolgenmonitoringbericht belegt gründlich und umfangreich: Die Klimakrise ist angekommen in Niedersachsen. Wir brauchen jetzt regional differenzierte Anpassungsstrategien an den schnellen Temperaturanstieg und dessen Folgen, um die Resilienz unserer Ökosysteme zu stärken und die Bewohnerinnen und Bewohner Niedersachsens vor Belastungen und Schäden zu bewahren.“
Der Bericht wertet anhand von 30 Indikatoren aus den Bereichen Meteorologie, Gesundheit, Wasser und Land die Auswirkungen der Klimakrise in den fünf verschiedenen Klimaregionen Niedersachsens aus. Die Daten wurden von niedersächsischen Behörden aus dem Klima-, Boden-, Wasser-, Forst- und Gesundheitsbereich erstellt und ausgewertet. Das Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO) übernahm dabei die Leitung und Koordination.
Der Bericht zeigt: Die Klimaregionen sind unterschiedlich stark von den Folgen der rasanten Erderwärmung betroffen. Dennoch sind landesweit Auswirkungen erkennbar.
Das Klima in Niedersachsen
Die Lufttemperatur ist in Niedersachsen im linearen Trend von 1881-2021 bereits um 1,7 °C wärmer geworden. Das bedeutet, dass Sommer- und Hitzetage zunehmen, während Frost- und Eistage abnehmen, was zu weniger Schnee im Winter führt – mit Folgen für den Wintertourismus im Harz. Gleichzeitig hat der Niederschlag im Kalenderjahr leicht zugenommen, wovon insbesondere der Winter profitiert. Die letzten zehn Jahre insgesamt waren jedoch viel zu niederschlagsarm. Steigende Temperaturen und abnehmender Niederschlag im Sommer haben deutliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.
Wasser
Nicht nur das Extremjahr 2018 war sehr warm und trocken. Auch die darauffolgenden Jahre waren durch eine abnehmende Wasserverfügbarkeit im Sommer geprägt. Das zeigt sich durch abnehmende Bodenwassergehalte, sinkende Grundwasserneubildungsraten und Grundwasserstände und niedrige Wasserstände in Flüssen. Dies kann Konsequenzen für die öffentliche Trinkwasserversorgung, aber auch für die Land- und Forstwirtschaft und die natürlichen Ökosysteme bedeuten.
Niedersachsen ist Küstenland und damit von Änderungen des Meeresspiegels direkt betroffen. Messungen belegen, dass der Meeresspiegel bereits steigt. Das kann an der Nordseeküste beispielsweise zu höheren Sturmfluten führen und zur Folge haben, dass die Salzbelastung im Grundwasser steigt. Derzeit ist das Wattenmeer in der Lage, genügend Sedimente abzulagern, um die Wasserstände und die damit verbundene Seegangsbelastung in der Küstenregion konstant zu halten. Entwickeln sich jedoch Wattenmeer und Wasserstände durch beschleunigte Anstiegsraten unterschiedlich, wird der Küstenschutz vor besondere Herausforderungen gestellt. Zudem verkürzen sich mit steigendem Meeresspiegel die möglichen Sielzeiten, was bereits heute die Entwässerungssysteme der Niederungsgebiete belastet. Gleichzeitig sind die Grundwasserstände in den letzten 10-15 Jahren gesunken, mit entsprechenden Folgen auch im Binnenland. So sind die mittleren Abflüsse in den Fließgewässern im Sommer zurückgegangen, während die Anzahl der Tage mit Niedrigwasser zugenommen hat. Bei der Häufigkeit von Hochwasser hat es dagegen kaum Veränderungen gegeben, im Winter kam es sogar zu leichten Abnahmen.
Land
Eine ausreichende Wasserversorgung spielt für die Landwirtschaft, vor allem in Niedersachsen als Agrarland Nummer 1, eine wichtige Rolle. Auswertungen zeigen für Niedersachsens Ackerflächen in der Vegetationsperiode deutliche Abnahmen der Bodenfeuchte – vor allem im Osten und Süden Niedersachsens. Der Klimawandel sorgt dafür, dass die im Vergleich trockeneren Regionen Niedersachsen noch trockener werden und mehr Regionen von zunehmender Trockenheit betroffen sind.
Gesundheit
Die Klimakrise wirkt sich sowohl direkt als auch indirekt auf die menschliche Gesundheit aus. Zu den direkten Folgen des Klimawandels zählen eine erhöhte Anzahl an Hitzetagen, Trockenperioden, Starkregenereignisse und Stürme. Besonders langanhaltende Hitzeereignisse werden mit einer steigenden Zahl an hitzeassoziierten Erkrankungen in Verbindung gebracht. Letztlich können extreme Hitzeereignisse zu einem Anstieg der Sterbefälle führen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen mit Vorerkrankungen.
Durch die voranschreitende Erderwärmung verändert sich unsere Umwelt, sodass der Klimawandel auch indirekte Folgen für die menschliche Gesundheit haben kann. Hierzu zählt zum Beispiel die zunehmende Ausbreitung von Vektoren wie beispielsweise Zecken und Mücken, aber auch die Etablierung neuer Stechmückenarten. Sie können Krankheitserreger wie z. B. Dengue-Viren übertragen, wie es bislang nur in tropischen und subtropischen Ländern beobachtet wird. Auch die Badegewässerqualität kann durch höhere Temperaturen negativ beeinflusst werden. So kann es häufiger zu Massenvermehrung von Blaualgen (Cyanobakterien) und daraus resultierenden Badeverboten kommen. Auch andere Bakterien, wie beispielsweise Vibrio vulnificus, können sich in wärmerem Meerwasser besser vermehren und im Falle einer Infektion schwere Wundinfektionen und Blutvergiftungen hervorrufen.
Umweltminister Christian Meyer: „Der Klimafolgenmonitoringbericht liefert eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den Umgang mit der Klimakrise und im Klimaschutz. Er ist eine wichtige Basis, um die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel fortzuschreiben, die zuletzt 2021 erschienen ist. Es ist klar: Wir brauchen konsequenten Klimaschutz. Wir wissen aber auch, dass viele Folgen der Klimakrise nicht mehr aufzuhalten sind und wir nur noch versuchen können, ihnen bestmöglich zu begegnen. Ich danke allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren für diesen Bericht, der eine zentrale Hilfestellung ist.“
Hintergrund
Der Klimafolgenmonitoringbericht wurde vom Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO) in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA), dem Landesamt für Statistik (LSN), dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und den Mitarbeitenden des Projektes und im Austausch mit den Niedersächsischen Landesforsten und der Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) erstellt.
Der Klimafolgenmonitoringbericht 2023 ist die zentrale Grundlage für die Weiterentwicklung der „Niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, die zuletzt 2021 erschienen ist. Die Anpassungsstrategie soll, wie im Niedersächsischen Klimagesetz festgelegt, alle fünf Jahre fortgeschrieben werden – in der 2026 erscheinenden Anpassungsstrategie finden die Erkenntnisse des Monitoringberichts Einzug.
Der Klimafolgenmonitoringbericht wurde koordiniert vom Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO). Das NIKO ist 2021 als Service- und Beratungsstelle zu den Themen Klimawandel und Klimafolgenanpassung gegründet worden. Seitdem informiert und berät das NIKO zu den Ursachen des Klimawandels, den Folgen des Klimawandels und zu Klimaanpassung in Niedersachsen.
Mehr zu den Aktivitäten des NIKO und den Klimafolgenmonitoringbericht zum Download finden Sie hier: https://niko-klima.de/
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erstellt am:
04.12.2023