Lies: Landwirtschaft und Moorschutz gemeinsam denken
- Umweltministerium schreibt Potenzialstudie zu Mooren in Niedersachsen aus -
PI 119/2022
Die Erfordernisse des Klimaschutzes werden uns vor große Herausforderungen stellen. Neben dringenden Energieeinsparungen, dem Ausbau der erneuerbaren Energien, der Mobilitätswende und der Transformation der Industrie kommt dem natürlichen Klimaschutz eine große Bedeutung zu. Wald und Moore bieten dazu die größten Potenziale. Moorböden und weitere kohlenstoffreichen Böden speichern in großen Mengen Kohlenstoff. Werden Moore entwässert, wird Kohlenstoff als klimaschädliches Treibhausgas freigesetzt. Um dieser klimaschädlichen Situation entgegenzuwirken müssen Teile dieser Gebiete wieder feuchter werden, was Flächeneigentümer und allen voran die Landwirtschaft und die Bewirtschafter betrifft.
„Landwirtschaft und Moorschutz müssen wir immer gemeinsam denken“, sagt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. „Das erfolgreiche Projekt Hannoversche Moorgeest hat uns gezeigt, dass Lösungen selbst auf überschaubarem Raum großer Anstrengungen aller Beteiligten bedürfen.“ Um die Grundlagen für eine konsequente, aber auch akzeptierte Umsetzung von Maßnahmen zu schaffen, wird das Umweltministerium eine Potenzialstudie zu Mooren in Niedersachsen erarbeiten lassen. „Sichergestellt sein muss dabei von Anfang an, dass wir die Landwirtschaft im gesamten Prozess mitnehmen. Der niedersächsische Weg beweist, dass wirklich gute und nachhaltige Lösungen nur im Dialog zu finden sind. Daher wird der Prozess zur Erarbeitung der Potenzialstudie durch Akteure aus Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz, begleitet“, sagt Lies. „Die jetzt vom Bund zur Verfügung gestellten 4 Mrd. Euro für natürlichen Klimaschutz sind eine gute Grundlage, Projekte zu entwickeln und Lösungen in der Praxis zu erproben.“
Im Rahmen der Potenzialstudie sollen die in den jeweiligen Moorgebieten bestehenden Potenziale zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie die Potenziale für diesbezügliche Maßnahmen und zur Erhaltung der Kohlenstoffspeicher in Mooren herausgearbeitet und Prioritäten abgeleitet werden. Dabei haben gerade die Lösungen Priorität, die landwirtschaftliche Nutzung und Moorschutz vereinen. Auf jeden Fall muss vor allen Umsetzungen sichergestellt sein, dass die dort jeweils wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe eine Perspektive bekommen und nicht der Wert des Betriebes in Frage gestellt wird. Mit der Erarbeitung der Potenzialstudie soll ein Dienstleister beauftragt werden. Zurzeit läuft die öffentliche Ausschreibung. Interessenten können die Vergabeunterlagen auf der Vergabeplattform des Landes Niedersachsen (https://vergabe.niedersachsen.de) abrufen und bis zum 09.09.2022 über diese ein Angebot abgeben.
„Die aktuellen Klimaentwicklungen zeigen gerade jetzt mit der großen Trockenheit die dramatischen Folgen des Klimawandels. Wir müssen auch dringend von einem Entwässerungssystem in unserem Land, das das Wasser auf dem schnellsten Weg in die Nordsee bringt, wegkommen. Wir müssen das System zu einem Wassermanagementsystem weiterentwickeln. Daher passen die Arbeiten rings um die Vorbereitungen der Potenzialstudie auch hervorragend zum vor einigen Wochen vorgestellten Wasserversorgungskonzept“, betont Olaf Lies.
Hintergrund:
In Niedersachsen gibt es rund 200.000 Hektar Hochmoor- und rund 165.000 Hektar Niedermoorböden, dies entspricht rund 8 % der Landesfläche. Damit weist Niedersachsen mehr als 70 % der Hochmoorböden und etwas weniger als 20 % der Niedermoorböden in Deutschland auf. Aus Moorböden und weiteren kohlenstoffreichen Böden entstammt ein Anteil von mehr als 10 % der Treibhausgasemissionen Niedersachsens. Die Hoch- und Niedermoore werden zu rund 65 Prozent landwirtschaftlich als Grünland oder als Ackerland sowie zu rund 10 % als Wald genutzt. Rund 16 % befinden sich ungenutzt unter Gehölz, Heide oder Moorvegetation. Die verbleibenden Flächen sind Torfabbauflächen oder sonstige Nutzungen. Nicht alle Moorflächen sind gleichermaßen geeignet, um Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen umzusetzen sind. Zu beachten sind beispielsweise der Zustand der Böden, die Mächtigkeiten der Torfschichten, ob Siedlungsbereiche betroffen sind, inwieweit zusammenhängende Flächen vorliegen und anderes mehr. Durch nutzungsbedingte Entwässerung, teilweise schon vor hundert Jahren und mehr, sacken und schrumpfen die Torfe, werden belüftet und zersetzt (Torfzehrung). Es kommt zum Verlust an Torfmächtigkeit, an Geländehöhe und zur Freisetzung von Nährstoffen und klimarelevanten Gasen, v.a. Kohlendioxid und Methan.
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erstellt am:
19.08.2022