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erstellt am:
15.06.2023
PI 054/2023
Gleich zwei niedersächsische Regionen wurden jetzt von der UNESCO als international repräsentative Gebiete und Modellregionen für nachhaltige Entwicklung anerkannt: Das neue „UNESCO-Biosphärenreservat Drömling“ umfasst eine Fläche von 45.220 Hektar; davon liegen rund drei Viertel (34.070 Hektar) in Sachsen-Anhalt und etwa ein Viertel (11.150 Hektar) in Niedersachsen. Nach dem Biosphärenreservat Elbtalaue wäre der Drömling das zweite Biosphärenreservat in Niedersachsen überhaupt und ebenfalls am Grünen Band gemeinsam mit Nachbarbundesländern. Umweltminister Christian Meyer: „Das neue Biosphärenreservat Drömling gemeinsam mit Sachsen-Anhalt steht nicht nur im rot-grünen Koalitionsvertrag, sondern ist mir für die Verbindung am Grünen Band ein echtes Herzensanliegen. Wir können die schmerzhafte Trennung der innerdeutschen Teilung ein Stück weit hinter uns lassen und gemeinsam mit meinem Kollegen Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann aus Sachsen-Anhalt diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft weiterentwickeln. Die Anerkennung durch das UNESCO-Gütesiegel bei der gestrigen Sitzung in Paris ist eine große Wertschätzung für die zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung des gesamten Drömlings.“
Grundsätzlich dienen Biosphärenreservate dem Naturschutz und sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Sachsen-Anhalts Umweltminister Willingmann: „Die UNESCO-Marke ist ein Pfund, mit dem wir wuchern wollen. Als eines der bedeutendsten deutschen Niedermoorgebiete hat der Drömling große Bedeutung für Biodiversität und Klimaschutz. Die Anerkennung durch die UNESCO zeigt, dass dieser einzigartige Naturschatz darüber hinaus auch viel Potenzial bietet, um die Region voranzubringen. Ein zentraler Baustein dafür ist die Biosphärenreservatsverwaltung. Sie soll ein Netzwerk für Naturschutz, nachhaltiges Wirtschaften, Umweltbildung und Forschung knüpfen und dadurch das länderübergreifende Zusammenwachsen der Drömlingsregion unterstützen.“
Die Umweltministerien aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen hatten nach intensivem Austausch mit den betroffenen Landkreisen den Antrag zur UNESCO-Anerkennung im Mai 2022 gestellt. Niedersachsen plant nun seinen Teil des Drömlings in die gemeinsame Gebietsbetreuung zu überführen. Minister Meyer: „Ich bin meinem Kollegen sehr dankbar, dass wir in guter Nachbarschaft – wie beim gemeinsamen Nationalpark Harz auch – die Gebietsbetreuung, Umweltbildung, Beratung und nachhaltige Regionalentwicklung des Biosphärenreservats Drömling länderübergreifend gestalten wollen.“
Der Drömling ist geprägt von ausgedehnten Grünlandflächen, Feuchtwäldern sowie einem engen Netz von Gräben mit einer Gesamtlänge von rund 2.200 Kilometern. Etwa 16.800 Hektar werden von Niedermooren und Anmooren eingenommen. In der vielfältigen Landschaft finden sich auf engstem Raum seltene Pflanzen- und Tierarten wie Fischotter, Seeadler oder Schilfrohrsänger. Auch Biber, Laub- und Moorfrosch sowie die Libellenart Große Moosjungfer haben hier Rückzugsorte.
Die zweite gute Nachricht aus Paris für Niedersachsen. Die bereits seit 1992 von der UNESCO anerkannte Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer ist um zwölf weitere Beitrittskommunen gewachsen. „Unser Weltnaturerbe Wattenmeer ist ein einzigartiges Ökosystem und zieht jährlich Millionen Touristen an“, so Umweltminister Meyer. „Dies gemeinsam mit den Kommunen nachhaltig und kooperativ zu gestalten, ist von hoher Bedeutung für diesen einzigartigen Naturschatz vor unserer Küste. Ich freue mich sehr über diese Gütesiegel.“
Zwölf Wattenmeer-Kommunen von Jemgum, Norden, Hage, Spiekeroog, Schortens, Jever, Wilhelmshaven, Sande, Zetel, Nordenham, die Ortsteile Imsum und Langen der Stadt Geestland bis hin zu Teilgebieten der Stadt Cuxhaven bilden nun den Großteil der Entwicklungszone der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer. Sie sind alle freiwillig der jetzt von der UNESCO gewürdigten Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer beigetreten. Hier werden nachhaltige Wirtschaftsformen, Naturschutz, Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung ebenso wie internationale Kooperationen erprobt und gefördert. Dabei bringen sich Bürgerinnen und Bürger sowie die Küstenkommunen selbst ein. Die Biosphärenkommunen und die Nationalparkparkverwaltung als koordinierende Verwaltungsstelle der Biosphärenregion verstehen sich als Verantwortungsgemeinschaft, die die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützt und damit vor Ort Lebensqualität und Zukunftsperspektiven fördert. Dazu wurden auch bereits Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen. Zusammen mit den bestehenden Netzwerken der Nationalparkverwaltung und der Kommunen geht es nun um die Umsetzung der Projektvorschläge. Minister Meyer: „Unser Wattenmeer ist Anziehungspunkt nicht nur für viele Vögel und Hotspot der Artenvielfalt, sondern auch unverzichtbarer Naturraum, den wir schonend behandeln müssen. Die umfassende Beteiligung verschiedener Akteure und Interessenverbände mit zahlreichen Arbeitsgruppen und Diskussionsforen war entscheidend dafür, dass im Ergebnis zwölf Kommunen freiwillig der Entwicklungszone der Biosphärenregion beigetreten sind. Die neue Entwicklungszone ist dadurch noch vielfältiger und bunter geworden mit von der Landwirtschaft geprägte Gemeinden aber auch urbanen Strukturen. So bietet sich die große Chance, vielfältige Ansätze nachhaltiger Entwicklung zu erproben. Das Land wird dies tatkräftig unterstützen.“
Die auf eine Balance von ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen sowie Generationengerechtigkeit gleichermaßen ausgerichtete Entwicklung der Region trägt dazu bei, die Naturlandschaften und wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur zu erhalten und zu entwickeln. Für die Verwaltung der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer ist die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven zuständig, die eine enge Kooperation mit den benachbarten Wattenmeer-Biosphärenreservaten in Hamburg und Schleswig-Holstein pflegt.
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erstellt am:
15.06.2023