Umwelt- und Energieminister Meyer: „Mit Erneuerbaren die Energiezukunft des Kraftwerk-Standorts Lingen sichern“
Minister Meyer nimmt am bisherigen AKW-Standort Batteriespeicher in Betrieb – Niedersachsen will Wasserstoffprojekte mit 700 Millionen Euro fördern
PI 002/2023
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer hat sich heute beim Besuch des Kraftwerk-Standorts Lingen über den Streckbetrieb und die Restlaufzeit des AKWs Emsland sowie über die dort geplanten Energie-Zukunftsprojekte informiert. Gemeinsam mit Vertretern der Kraftwerkbetreiberin RWE nahm der Minister einen ersten Megabatteriespeicher in Betrieb. Das Land Niedersachsen will in Lingen zukünftig mit rund 150 Millionen Euro unter anderem ein Großprojekt von RWE zur nachhaltigen Wasserstofferzeugung fördern.
„Lingen ist ein sehr gutes Beispiel für den notwendigen, klimaschonenden Umbau unserer Energieversorgung, weg von fossiler und nuklearer Energie, hin zu Erneuerbaren Energieträgern“, so Minister Meyer. „Der Standort hat eine Zukunft durch nachhaltige Energie. Schon jetzt werden hier innovative Projekte der Energie-Erzeugung und
-Speicherung umgesetzt oder sind geplant.“ So soll zukünftig der Strom aus vorhandenen Windparks genutzt werden, um in Lingen durch Elektrolyse Grünen Wasserstoff zu erzeugen.
„Wir benötigen neben dem Ausbau der Erneuerbaren auch effiziente Batteriespeicher, um jederzeit die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können“, so Meyer. Einen solchen Batteriespeicher von RWE mit einer Leistung von 45 Megawatt nahm der Minister heute in Lingen in Betrieb. Dieser ist Teil eines virtuellen Verbundes mit weiteren Speichern in Werne und Wasserkraftwerken an der Mosel mit insgesamt 117 Megawatt Leistung.
„Ohne den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft werden wir den nachhaltigen Umbau unserer Energieversorgung nicht schaffen“
Mit Unterstützung des Umweltministeriums werden in Lingen zwei Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung aufgebaut: Zum einen eine sog. PEM-Elektrolyse mit 4 Megawatt Leistung und eine alkalische Elektrolyse mit einer Leistung von 10 Megawatt. Die Gesamtkosten des Vorhabens belaufen sich auf über 28 Millionen Euro, wovon Niedersachsen 8 Millionen Euro übernimmt. Dies ist Startpunkt für den nachfolgend beabsichtigten Ausbau einer Wasserstoffelektrolyse mit einer Leistung von 300 Megawatt bis 2026 am Standort des Gaskraftwerks in Lingen und einem Ausbaupotential auf 2 Gigawatt.
„Ohne den ambitionierten Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft werden wir den nachhaltigen Umbau unserer Energieversorgung nicht schaffen“, so Minister Meyer. Lingen soll dabei einer der wichtigsten Standorte sein. Hier soll künftig Wasserstoff in großem Stil erzeugt werden, der für die Industrie, etwa für die Defossilisierung der Raffinerie in Lingen und der Stahlwerke in Salzgitter, aber auch für die Speicherung und Rückverstromung genutzt werden kann. Damit dies gelingt, wird zudem die Wasserstoffinfrastruktur, also das Pipelinenetz für Wasserstoff ausgebaut werden.
Start dafür ist der Ausbau der 130 Kilometer Wasserstofftransportinfrastruktur zwischen Lingen und Gelsenkirchen im Rahmen des IPCEI-Projektes „Get H2“.
Das beantragte Fördervolumen allein für das Teilprojekt einer Wasserstofferzeugungsanlage der RWE mit dem Titel „Get H2 Nukleus“ beträgt gut 500 Millionen Euro, der Landesanteil soll rd. 150 Millionen Euro betragen. Mit dem Aufbau weiterer Elektrolyseure bei der Raffinerie und der Ausspeicherungsanlage von Wasserstoff aus organischem Trägeröl wird weiterer Wasserstoff in Lingen produziert.
„Damit wird das Emsland künftig eine der wesentlichen Quellen für Grünen Wasserstoff in Europa“, sagt Minister Meyer. Durch die „IPCEI“-Projekte (Important Projects of Common European Interest) werden in Niedersachsen künftig Wasserstoff-Großvorhaben mit insgesamt 2,3 Milliarden Euro gefördert, dabei kommen 700 Millionen Euro vom Land. Niedersachsen profitiert damit weit überdurchschnittlich von diesem Förderprogramm.
„Beim Kurzstilland und dem Wiederanfahren des AKWs haben Sicherheit und Schutz der Bevölkerung oberste Priorität“
Im Rahmen des Besuchs hat sich der Minister auch über den geplanten Kurzstillstand des Atomkraftwerks „Emsland“, den Planungsstand zur Stilllegung des Kraftwerks Mitte April und zur Errichtung des Technologie- und Logistikgebäudes Emsland (TLE) informiert. Das TLE soll der Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle aus dem späteren Abbau des Kraftwerks, aber auch aus der Altanlage „Kernkraftwerk Lingen“ dienen.
Der für Ende Januar geplante Kurzstillstand des AKWs wird zur Neukonfiguration der bereits im Kern befindlichen Brennelemente genutzt, um den Weiterbetrieb für die nächsten ca. zweieinhalb Monate zu gewährleisten. Das Kraftwerk wird in der Restlaufzeit bis Mitte April nur etwa 75 Prozent der genehmigten Leistung liefern, also etwa 1000 Megawatt. Während des Kurzstillstandes werden alle sicherheitstechnisch notwendigen Prüfungen durchgeführt und vom zuständigen Aufsichtspersonal des Umweltministeriums durchgängig begleitet. „Erst nach dem positiven Abschluss aller Prüfungen kann der Betreiberin die Zustimmung zum Wiederanfahren erteilt werden. Die Sicherheit und der Schutz der Bevölkerung haben also oberste Priorität“, so Minister Meyer.
Artikel-Informationen
erstellt am:
09.01.2023
zuletzt aktualisiert am:
10.01.2023