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Im Solling ausgewilderte Luchsin mit dreifachem Nachwuchs unterwegs

Meyer: „Wiederansiedlung des Luchses breitet sich vom Harz bis zur Weser erfolgreich aus“


PI 110/2024

Die Luchsin F14 ist in mancher Hinsicht eine besondere Katze: Sie war als verwaistes Jungtier in eine Kastenfalle für Waschbären im Landkreis Goslar geraten und dann in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen aufgepäppelt worden. Unter menschlicher Obhut entwickelte sich das junge Weibchen so gut, dass eine Wiederauswilderung ins Auge gefasst wurde. Ihre Freilassung im Wildnisgebiet des Solling im Forstamt Dassel der Niedersächsischen Landesforsten übernahm dann im Sommer 2023 Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer höchstpersönlich.

Der Naturpark Solling liegt am Rande des etablierten Harzer Luchsvorkommengebietes. Die Aussetzung fördert die bestehende Luchspopulation im Solling und unterstützt die Ausbreitung der großen Katzen auch über den Harz und Solling hinaus, hoffen Forstleute und Nationalparkmitarbeiter. Wie sich jetzt herausstellt, hat die „Solling-Luchsin“ F14 dazu tatsächlich einen wertvollen Beitrag geleistet: Sie ist Mutter geworden.

Umweltminister Christian Meyer: „Es freut mich sehr, dass das ausgesetzte Jungtier nicht nur wohlauf ist, sondern bereits mindestens drei Jungluchse bekommen hat. Das Wiederansiedlungsprojekt von Jägerschaft und Nationalparkverwaltung Harz ist mit über 100 Luchsen zwischen Harz und Solling ein erfolgreicher Schritt für den Artenschutz und die größte Luchspopulation in Deutschland. Der europäische Luchs ist nach jahrelanger Verfolgung und Ausrottung wieder heimisch in Niedersachsen.“

Luchsin F14 war mit einem GPS-Halsbandsender ausgestattet worden, um beobachten zu können, wie sie in Freiheit zurechtkommt. Schon bald zeugte ein erbeutetes Reh vom Jagderfolg der Katze und ihrer Fähigkeit in freier Wildbahn zu überleben. Bei gelegentlicher Annäherung von Nationalparkmitarbeitern hielt sich F14 verborgen und zeigte die Verhaltensweisen eines Wildtieres.

Leider fiel der Halsbandsender des Tieres bereits im November 2023 aus und lieferte keine Daten mehr. Nun war es nur noch möglich, über gelegentliche Fotos aus zwölf im Solling verteilten Fotofallen Nachweise von dem Tier zu bekommen. Bald verließ Weibchen F14 den zentralen Solling und tauchte nur noch auf Bildern von zwei Kamerastandorten im Ostsolling bei Delliehausen auf. Zuletzt lieferten jedoch auch diese Kameras keine Bilder mehr von F14.

Das Tier blieb wochenlang verschollen und die Verantwortlichen fragten sich bereits, ob die Katze überhaupt noch am Leben sei. Dann kam die erlösende Nachricht: Eine Studentin der Universität Göttingen überbrachte nach einer routinemäßigen Kamerakontrolle Ende Oktober 2024 die ersehnte Information, dass die Luchsin nicht nur wohlauf ist, sondern sogar drei gut genährte und gesunde Jungtiere vor die Kameras geführt hatte.

Der Zufallsfund eines toten Rehes durch Revierförster Nils Flechtner im Landeswald etwas nördlich von Hardegsen brachte dann nur wenige Tage später einen erneuten Nachweis der offenbar recht aktiven Luchsfamilie. Der Leiter der Försterei Hardegsen installierte eine Wildkamera an dem vermeintlichen Rehriss und meldete bereits am darauffolgenden Tag eine ganze Fotoserie von F14 und den Jungtieren, die allerdings alle nacheinander und einzeln an dem Riss fraßen.

F14 ist damit auf dem besten Weg, durch die erfolgreiche Aufzucht von Jungtieren den erhofften Effekt einer Unterstützung am Rande der Harzer Luchspopulation zu verwirklichen. Die deutschen und mitteleuropäischen Luchspopulationen sind derzeit noch klein, nicht untereinander vernetzt und durch Inzucht gefährdet. Internationale Experten arbeiten gemeinsam an Maßnahmen, um die Vernetzung der Vorkommen zu fördern und den Inzuchtproblemen entgegenzuwirken.

Seit dem Start des Wiederansiedelungsprojektes im Harz im Jahr 2000 wurden bisher 14 Waisenluchse wieder ausgesetzt. F14 war dabei das erste Tier, das weit entfernt vom Einfangort zurück in die Freiheit gelangte. Im Solling war sie, anders als im Harz, weniger dem Konkurrenzdruck durch Artgenossen ausgesetzt und konnte offensichtlich ein eigenes Revier im intakten Laub-Mischwald besetzen. Der Naturpark Solling-Vogler mit rund 75.500 Hektar fast durchgehend bewaldeter Fläche, offenen Wiesen und Bachtälern bot dafür viel Platz.

Umweltminister Meyer, der Harzer Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch und der Leiter des Solling-Forstamtes Dassel Dr. Johannes Wobst freuen sich über diese ebenso unerwartete wie erfreuliche Erfolgsmeldung.

Umweltminister Meyer sagt: „Nach der engen Abstimmung mit den zuständigen Landkreisen, den Forstbehörden und den Jägerschaften war die Wiederauswilderung der Luchsin F14 im Solling ein wichtiger Meilenstein innerhalb des niedersächsischen Luchsmanagements. Es ist unser Ziel die Luchsvorkommen in Deutschland zu verbinden und den Austausch zwischen ihnen zu ermöglichen, damit die genetische Vielfalt und so die Art langfristig erhalten bleiben. Die Luchsin F14 hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet und ich freue mich, dass damit im Dreiländereck Niedersachsen, Hessen und NRW die Luchspopulation stetig zunimmt.“ Auch in NRW und Hessen gab es erste Luchssichtungen.


Artikel-Informationen

erstellt am:
13.11.2024

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