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Antwort auf die mündliche Anfrage: Welches Potenzial bietet die Wärme im Abwasser für die Energieversorgung?

Der Abgeordnete hatte gefragt:

In Zeiten steigender Energiepreise wird auch die Nutzung der Wärme im Abwasser aus Gebäuden diskutiert. Selbst im Winter ist das Abwasser noch ca. zehn Grad Celsius warm und lässt sich daher zu Heizzwecken nutzen. Laut Informationen der Firma SmartHeat, Güstrow, enthält das Abwasser in Deutschland genügend Energie, um 2 bis 4 Millionen Wohnungen mit Wärme zu versorgen. Das sind ca. 10 % aller Haushalte. (http://www.smartheat.de/service/newsdetail/mel

dung/smartheat-erfolgreich-auf-der-ifh-in-nuernberg.html).

Dr. Thomas Hillenbrand und Eve Menger-Krug vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe schreiben in der nahdran der VeoliaWasser, Ausgabe Mai 2012, von der „Maximierung der energetischen Nutzung der vorhandenen ,internen’ Ressourcen. Die energetische Wiederverwendung von Ressourcen in Abwasser birgt ein großes und bislang nur teilweise genutztes Potenzial.“ Wegweisend ist die Nutzung der Wärme im Abwasser durch das Bundesumweltministerium. Dort wird beispielsweise der Neubau des Bundesumweltministeriums mit Energie aus dem Abwasser beheizt.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie bewertet die Landesregierung das Potenzial der Wärme im Abwasser für die Energieversorgung?

2. Welche Initiativen unternimmt die Landesregierung, um auch die Wärme im Abwasser als Energie zu nutzen?

3. Welche Förderinstrumente mit welcher Mittelausstattung wird es für die Projektträger geben?

Minister Wenzel beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung:

Vorbemerkungen:

Die im Abwasser vorhandene Wärme kann mittels Wärmetauscher zu Heizzwecken verwendet werden. Der Entzug von Wärme aus dem häuslichen und industriellen Abwasser wird als Abwasserwärmerückgewinnung bezeichnet. Die Anwendung dieser Technologie erfolgt im privaten, im industriellen und auch im kommunalen Bereich.

Zu Heizzwecken werden hier Systeme verwendet, die als Grundlastabdeckung ggf. bis zu 70 % des Heizbedarfs durch die Abwasserwärmerückgewinnung und den übrigen Anteil durch die konventionelle Heizung abdecken.

Wirtschaftlich interessant wird der Betrieb solcher Anlagen erst ab bestimmten Größenordnungen, diese liegen auf der Wärmeabnehmerseite z.B. im privaten Wohnungsbau bei ca. 50 Wohneinheiten. Die Bereitstellung des Wärmebedarfes über Abwasserwärmerückgewinnung ist aufgrund des hohen technischen Aufwandes für kleine und mittlere Unternehmen und auch für den privaten Hausbau derzeit wirtschaftlich nicht darstellbar.

Im kommunalen Bereich erfolgt der Einbau der Wärmetauscher im Kanalisationssystem. Die Temperatur des kommunalen Abwassers kann durch Wärmeentzug um maximal 10 Grad Celsius gesenkt werden. Ein höherer Temperaturentzug ist aufgrund der nachführenden Technologie der Abwasserreinigungsanlagen nicht möglich. Lohnend wird der Einsatz der entsprechenden Technologien hier erst bei hinreichend großer Abwassermenge und einer technisch – wirtschaftlich sinnvollen Reichweite des zu beheizenden Objektes.

Sowohl im privaten als auch im kommunalen Bereich liegt der erzielte Effekt der Abwasserwärmerückgewinnung in der Energieeinsparung und nicht in der Energieerzeugung. Abwasserwärmerückgewinnung ist aufgrund der erforderlichen Randbedingungen nicht flächendeckend sondern nur für Insellösungen einsetzbar.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1:

Das Potenzial der Wärme im Abwasser für die Energieversorgung wird als gering eingeschätzt. Die derzeit verfügbare Technologie wird aus Rentabilitätsgründen weder im kommunalen noch im privaten Bereich flächendeckend eingesetzt. Der Wärmenutzungsgrad ist durch die nachführende Technologie der Abwasserreinigungsanlagen eingeschränkt. Belastbare Statistiken über erzielte Energieeinsparungen aus diesem Bereich liegen nicht vor.

Zu 2:

Die Landesregierung führt derzeit keine Initiative zur Nutzung von Wärme im Abwasser zur Energieerzeugung durch.

Zu 3:

Derzeit bestehen keine Fördermöglichkeiten energetischer Maßnahmen im Abwasserbereich. Allerdings wird für das neue EFRE-Förderprogramm 2014 - 2020 eine Aufnahme von Belangen der Energienutzung im Abwasserbereich in die künftige Energieeffizienzrichtlinie beantragt.

Bei der Aufstellung des EFRE/ESF-Multifondsprogramms in Niedersachsen ist in das spezifische Ziel "Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen in öffentlichen Infrastrukturen" daher auch der Teilbereich Energie- und Energieoptimierungsmaßnahmen bei den kommunalen Abwasseranlagen sowie die Steigerung der Energieeffizienz durch Aus- oder Umrüstung von öffentlichen Abwasseranlagen aufgenommen worden.

Der Entwurf des niedersächsischen EFRE/ESF-Multifondsprogramms soll nach derzeitigem Planungsstand im März 2014 durch die Bundesregierung bei der EU -Kommission eingereicht werden. Die Genehmigung des niedersächsischen EFRE/ESF – Multifondsprogramms durch die EU – Kommission bleibt abzuwarten

Artikel-Informationen

erstellt am:
24.01.2014

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