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erstellt am:
05.04.2007
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010
Pressemitteilung 43/2007
Hannover. Gemeinsam mit Umweltminister Hans-Heinrich Sander haben der Direktor des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Siegfried Popp, und sein Stellvertreter, Dr. Walter Keuffel, (heute) Donnerstag den Jahresbericht 2006 vorgestellt. "Mit seinen über das Land verteilten Dienststellen ist der NLWKN ein gefragter Dienstleister", erklärte Sander. "Dank des Einsatzes der Mitarbeiter vor Ort wirkt das Land für den Erhalt von Natur und Umwelt sowie den Schutz der Gewässer." Ferner sei der NLWKN wichtiger Partner der Deich- und Unterhaltungsverbände sowie der Kommunen in Sachen Hochwasser und Küstenschutz.
"Angesichts der Klimaveränderungen und des ansteigenden Meeresspiegels stehen wir gerade in Sachen Küstenschutz vor besonderen Herausforderungen. Diese werden wir mit Hilfe des NLWKN bewältigen können", so der Minister. Er erinnerte daran, dass allein für die 120 Kilometer Festlanddeiche mit Unterbestick und zugehörige Küstenschutzanlagen rund 520 Millionen Euro aufgewendet werden müssen. "Diese Deiche sind zu niedrig. Wir werden bei der Erhöhung den Anstieg des Meeresspiegels berücksichtigen. Angesichts der erhärteten IPCC-Prognosen werden wir nicht mehr nur 25 Zentimeter höhere Deiche bauen. Um wie viel wir die Deiche künftig rein vorsorglich höher bauen werden, diskutieren wir derzeit mit den Fachleuten", sagte Sander.
Popp und Keuffel berichteten über die einzelnen Aktivitäten des Landesbetriebs. Der Direktor des NLWKN unterstrich bei der Vorstellung des Jahresberichtes in Hannover: "Wir verstehen uns als Dienstleister des Landes". Die Partnerschaft mit Verbänden, Organisationen und des Natur- und Umweltschutzes sowie der Wirtschaft nimmt der Landesbetrieb sehr ernst. "Trotz unserer Kompetenz setzen wir auf die Zusammenarbeit mit und die Unterstützung von anderen, um Projekte im Naturschutz oder europäische Vorgaben in der Wasserwirtschaft auch umzusetzen. In diesem Jahresbericht gibt es dafür viele Beispiele", betonte Popp.
Ein Beispiel für Partnerschaft und Dienstleistung gleichermaßen sind die Aktivitäten im Hochwasser- und im Küstenschutz. Hier plant und baut der NLWKN entsprechende Anlagen und hat dabei längst das Ansehen eines Partners, auf dessen Fachkompetenz die Deichverbände auf keinen Fall verzichten wollen. Einerlei, ob es um Neubauten geht wie in Hitzacker an der Elbe oder um Deicherhöhungen und Deichverstärkungen an der gesamten niedersächsischen Küste. "Das ist eine Dienstleistung, die nicht nur den Deichverbänden und ihren Mitgliedern nützt, sondern letztendlich den Menschen im ganzen Land", sagte Popp.
Einige Beispiele aus dem Jahresbericht 2006:
Küstenschutz
Mit 34,7 Millionen Euro konnten exakt 102 Küstenschutzmaßnahmen der Deichverbände realisiert werden. Die sichtbare Bilanz: Deicherhöhungen und -verstärkungen auf einer Länge von 16,5 Kilometern. Mit den vom Land Niedersachsen zur Verfügung gestellten Mitteln wurden auch Deichverteidigungs- und Treibselräumwege gebaut, Sielbauwerke saniert oder Forschungsarbeiten finanziert. Etwa 15 Millionen Euro hat der NLWKN selbst in den Schutz der sieben ostfriesischen Inseln investiert.
Für 2007 sind die Aufgaben im Küstenschutz klar umrissen. Die größten Anteile der Küstenschutz-Mittel gehen an vier Deichverbände in Niedersachsen: An den III. Oldenburgischen Deichband im Landkreis Friesland; an den II. und I. Oldenburgischen Deichband im Landkreis Wesermarsch und schließlich an den Deichverband Osterstader Marsch im Landkreis Cuxhaven. Zusammen mit den erwarteten EU-Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums stehen 51 Millionen Euro zur Verfügung. Damit können 94 Küstenschutz-Projekte realisiert werden.
Hochwasserschutz
Neben den Mitteln für die Elbe standen 2006 landesweit rund 9,4 Millionen Euro für Hochwasserschutz-Projekte zur Verfügung. Das Geld vom Land Niedersachsen erhalten die Projektträger – die Kommunen (2,2 Millionen Euro), die Verbände (5,6 Millionen Euro) und das Land Niedersachsen selbst (1,6 Millionen Euro). Insgesamt konnten damit 33 Projekte mit einem Volumen von 12,6 Mio. Euro gefördert worden.
Die Bilanz: Der Hochwasserschutz wurde auf einer Länge von zwölf Kilometern verbessert. Neben Maßnahmen des technischen Hochwasserschutz mit dem unmittelbaren Ziel, die Siedlungs- und Wirtschaftsräume zu schützen, hat der NLWKN auch Maßnahmen zur gezielten Rückhaltung von Wasser geplant und gebaut. So gibt es sechs Projekte, die sich mit der Herstellung oder Instandsetzung von Hochwasserrückhaltebecken befassen. Niedersachsen wird voraussichtlich bis 2013 EU-Fördermittel erhalten und diese Zuschüsse für Hochwasserschutzprojekte einsetzen. Damit würden sich die Mittel zur Finanzierung von Hochwasserschutzmaßnahmen in Niedersachsen von neun Millionen Euro auf bis zu rund 15 Millionen Euro erhöhen. "Damit können wir notwendige Maßnahmen schneller als bisher geplant durchführen", sagte Sander dazu.
Naturschutz
Anfang 2006 hat das Land die von der EU gesehenen Meldedefizite bei den FFH-Gebieten beseitigt und auf Grundlage der Fachvorschläge circa 14.000 Hektar in 18 FFH-Gebieten nachgemeldet. Inzwischen wurden die FFH-Nachmeldungen von der EU und damit die niedersächsische 1 zu 1 Umsetzung der Richtlinie akzeptiert.
Das anschließend eingeleitete Verfahren zur Nachmeldung von Vogelschutzgebieten umfasste 15 Vorgaben der EU. Das öffentliche Beteiligungsverfahren wurde vom NLWKN begleitet. Die Arbeiten werden in Kürze vom Umweltministerium abgeschlossen. Als dritter und letzter Schritt zur Stabilisierung des europäischen Netzes NATURA 2000 folgt nun noch die Ausweisung von notwendigen Naturschutzgebieten in dieser europäischen Kulisse.
"Die Arbeiten sollen im Jahre 2007 abgeschlossen werden, deshalb haben wir im vergangenen Jahr mit Hochdruck daran gearbeitet", betonte Dr. Walter Keuffel, Leiter des Geschäftsbereiches Naturschutz im NLWKN. Acht Gebiete mit insgesamt ca. 10.000 Hektar Schutzgebietsfläche wurden schon zu Naturschutzgebieten erklärt. Dazu gehören das rund 3.300 Hektar große Naturschutzgebiet "Uchter Moor" in den Landkreisen Nienburg/Weser und Diepholz und das Moorgebiet Wiesmoor-Klinge im Landkreis Aurich. Der Voslapper Groden Süd in Wilhelmshaven ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden; ebenso die Esterweger Dose – mit 4.700 Hektar der größte Hochmoorkomplex in Niedersachsen. In Kürze erfolgt die Veröffentlichung weiterer Naturschutzgebiete: "Gipskarstlandschaft bei Ührde" (Landkreis Osterode), "Voslapper Groden Nord" (Wilhelmshaven), "Beverner Wald" (Landkreis Rotenburg), "Holzurburg am Bederkesaer See" (Landkreis Cuxhaven) "Im Sieken und Bruch" (Landkreis Uelzen) sowie "Oderaue" (Landkreise Osterode und Northeim) mit insgesamt rund 2.400 ha Schutzgebietsfläche. Umweltminister Sander kommentierte dies Ausweisungen mit den Worten: "Unsere Land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, unsere Gewerbetreibenden, Industriebetriebe und Projektträger brauchen Planungssicherheit – die liefert der NLWKN".
Erhalt von artenreichen Grünland
Neue Wege geht Niedersachsen bei der Erhaltung von artenreichem Grünland. Das funktioniert ohne die bisher bekannten starren Bewirtschaftungsvorgaben; vielmehr wird das Vorkommen charakteristischer Pflanzenarten auf einer Fläche honoriert; die Art der Bewirtschaftung bleibt dem jeweiligen Landwirt überlassen. "Es wird also das Ergebnis der Bewirtschaftung in den Vordergrund gerückt und honoriert", betonte Sander. Grundlage sind leicht erkennbare Pflanzenarten, deren regelmäßiges Auftreten ein Indikator für ökologisch wertvolles Grünland ist. Die Landwirte haben es dabei selbst in der Hand, wie sie die naturschutzfachliche Zielsetzung erreichen und die Bewirtschaftung in ihren Betriebsablauf bestmöglich integrieren. Der NLWKN kümmert sich um die Umsetzung der neuen Förderprogramme.
Naturnahe Gewässergestaltung
Für die naturnahe Gewässergestaltung standen im Jahr 2006 rund 2,6 Millionen Euro zur Verfügung. Das Land Niedersachsen hat mit diesem Geld 55 Projekte gefördert. Den größten Anteil haben die Unterhaltungsverbände bekommen (1,3 Millionen Euro); die Kommunen und der NLWKN haben mit jeweils knapp 700.000 Euro eigene Projekte umgesetzt. 2,6 Millionen Euro – und was wurde daraus? Die ökologische Durchgängigkeit konnte an mehr als 20 Wehren verbessert werden. Es waren große Projekte dabei wie die Fischaufstiegsanlage an der Wasserkraftanlage an der Hunte in Oldenburg, die knapp eine Million Euro gekostet hat. Auch kleinere Umbauten wie die Raugerinnebeckenpässe an den Okerwehren "Eisenbüttel" in Braunschweig und "Marktstraße" in Wolfenbüttel zeigen ihre Wirkung. Der Umfluter am Wehr "Thalmühle" an der Emmer in Bad Pyrmont oder der neue Lauf der Hamel am Marienthaler Wehr in Hameln sowie die Renaturierung des Barnstorf-Melbecker Baches im Landkreis Lüneburg gehören ebenfalls zu den herausragenden Projekten des Jahres 2006.
Für 2007 sind etwa 65 Projekte eingeplant, dabei geht es um die ökologische Durchgängigkeit an der Hunte zwischen Wildeshausen und Diepholz, an der Wümme und an der Lachte im Landkreis Celle und der Stadt Celle. Dafür stehen 4,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Strahlenschutz
"Uran viele Jahre im Garten vergraben" – so oder ähnlich titelten Anfang März 2007 viele Zeitungen in Niedersachsen. Das Niedersächsische Umweltministerium hatte Ende Februar von einer zunächst unglaublichen Geschichte erfahren: Auf einem Privatgrundstück im Kreis Holzminden sollte seit Jahren radioaktives Material vergraben sein. Das zuständige Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim schaltete den NLWKN als sachverständige Stelle ein, der den Behälter mit 14 Pellets sicher transportierte, in seinem Isotopenlabor untersuchte und dabei feststellte, dass es sich um Kernbrennstoff handelt. Inzwischen ist geklärt, dass das Material aus dem früheren Brennelementewerk Hanau der Siemens AG stammt. "Der NLWKN hat sorgfältig und schnell gehandelt und die notwendigen Schritte eingeleitet", betonte Popp. Der NLWKN verfüge in seinen Reihen über kompetente Strahlenschutzsachverständige und die notwendigen Messeinrichtungen.
HINWEIS:
Der Jahresbericht 2006 bietet mit insgesamt 22 Beiträgen des NLWKN einen Rückblick auf ein spannendes Jahr und gleichzeitig den Blick auf aktuelle Projekte des Jahres 2007. Die 40seitige Broschüre hält interessante Aufsätze aus den Themenbereichen Küsten- und Hochwasserschutz, Wasserwirtschaft und Naturschutz bereit. Die Leserinnen und Leser erfahren, wie der NLWKN auf den Klimawandel reagiert, warum große Weidetiere wie Wisente und Konikpferde die idealen Landschaftspfleger sind und wie auf einen Uranfund reagiert wurde. Weitere Themen sind der aktuelle Stand im Hochwasser- und Küstenschutz sowie eine Bilanz zur Ausweisung der Naturschutzgebiete und zur naturnahen Gewässergestaltung. Der "Jahresbericht 2006" des NLWKN ist im Internet zu finden (www.nlwkn.de) und wird auf Wunsch auch zugeschickt (Kontakt: 04931/947-173 oder 947-138).
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erstellt am:
05.04.2007
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010