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erstellt am:
31.05.2005
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010
HANNOVER. Heute (Dienstag) enden die Übergangsfristen der Abfallablagerungsverordnung. Ab Morgen (01.06.2005) dürfen Abfälle nur dann noch auf Deponien abgelagert werden, wenn sie die Zuordnungskriterien der Abfallablagerungsverordnung einhalten. Für die Entsorgung von Siedlungsabfällen, wie Hausmüll, bedeutet das, dass diese Abfälle nur noch nach einer thermischen oder mechanisch-biologischen Behandlung abgelagert werden dürfen.
"Das Ziel weitgehend nachsorgefreier Deponien kann so erreicht und damit das Risiko unübersehbarer Sanierungskosten vermieden werden. Unsere Kinder erben keine Altlasten mehr ", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander. Durch die Behandlung der Abfälle werden erhebliche Emissionen an klimarelevantem Methangas und Sickerwasser vermieden. Gleichzeitig wird der Energiegehalt des Abfalls durch die Erzeugung von Fernwärme, Prozessdampf oder Strom genutzt.
Alle öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger - in Niedersachsen sind dieses die Landkreise, die kreisfreien und die meisten großen selbständigen Städte - mussten bis zum (morgigen) Stichtag ihre Abfallentsorgung umstrukturieren. "Das Umweltministerium hat die Umsetzung dieser Rechtsvorschrift konsequent begleitet. Dadurch ist es uns in Niedersachsen gelungen, dass dieser Termin von den meisten öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eingehalten wird", freut sich Minister Sander kurz vor dem In-Kraft-Treten dieser Regelung.
Die Anstrengungen der Kreise und Städte sind erheblich gewesen: Für ein Siedlungsabfallaufkommen von rund 1,925 Millionen Tonnen pro Jahr (Stand 2003) mussten Entsorgungsverträge abgeschlossen oder neue Anlagen gebaut werden. "Dieses anspruchsvolle Vorhaben ist auch deshalb gelungen, weil sich viele öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger zusammengeschlossen und die Aufgabe gemeinsam gelöst haben. Durch die Ausschreibung der auf diese Weise gebündelten Abfallmengen konnten vertretbare Wettbewerbspreise erzielt werden, die den Anstieg der Gebühren in Grenzen halten. Schwankungen beim Abfallaufkommen wurden durch die vertragliche Vereinbarung von Mengenfenstern abgesichert", erläuterte der Minister.
Hintergrund:
Dem niedersächsischen Siedlungsabfallaufkommen steht nun eine jährliche Behandlungskapazität in eigenen Behandlungsanlagen oder durch Verträge mit Anlagen Dritter für rund 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr Abfall gegenüber:
Bei der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung werden rund 40 Prozent der Abfälle, die in die Anlagen hinein gegeben werden, aussortiert. Dies entspricht etwa 415.000 Tonnen pro Jahr. Diese müssen zu den 1,925 Millionen Tonnen Abfall hinzugerechnet werden. Damit ergibt sich eine Menge von rund 2,3 Millionen Tonnen Abfall, der pro Jahr behandelt werden muss. Dafür steht rein rechnerisch eine geplanten Behandlungskapazität von etwa 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr zur Verfügung.
Einen Gesamtüberblick über die Situation der Abfallbehandlung in Niedersachsen enthält die beigefügte Grafik (Anlage 1). Die niedersächsischen Siedlungsabfälle werden in 8 Abfallverbrennungsanlagen (vier in Niedersachsen, zwei in Bremen und je eine in Hamburg und Sachsen-Anhalt) und in 10 mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen, behandelt werden (siehe Tabelle, Anlage 2).
Von den 37 in Niedersachsen Ende des Jahres 2004 betriebenen Hausmülldeponien werden aufgrund dieser Veränderungen im Jahr 2005 20 Anlagen stillgelegt. Teilweise ist der Ablagerungsbetrieb bereits eingestellt worden (siehe Anlage 3).
Die geschlossenen Deponien müssen nach der Beendigung der Ablagerungen mit einer Oberflächenabdichtung gesichert und mit einer Rekultivierungsschicht abgedeckt werden. Sickerwasser und Deponiegas muss nach Abschluss dieser Arbeiten noch über Jahrzehnte im Rahmen der Nachsorge erfasst und behandelt werden.
Allerdings ist es auch in Niedersachsen nicht allen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern gelungen, die neu errichteten Abfallbehandlungsanlagen rechtzeitig zum 01.06.2005 in Betrieb zu nehmen.
Durch die Insolvenz eines Anlagenherstellers wird sich die Inbetriebnahme der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) des Abfallzweckverbandes Südniedersachsen in Deiderode um mehrere Wochen verzögern. Verzögerungen gibt es auch beim Bau der MBA in Wilsum, der die Abfälle der Landkreise Grafschaft Bentheim und Leer zugeführt werden. In beiden Fällen wird der Abfall auf dem Deponiegelände zwischengelagert und anschließend in diesen Anlagen behandelt.
Die Stadt und der Landkreis Osnabrück sind durch die Insolvenz des Betreibers der Behandlungsanlage betroffen. Da das Insolvenzverfahren noch nicht abgeschlossen und damit die Zukunft der Anlage noch ungewiss ist, haben diese beiden öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger die Restabfallentsorgung zunächst bis zum Ende des Jahres ausgeschrieben und an mehrere Entsorgungsfirmen vergeben. Dadurch kann voraussichtlich auf eine Zwischenlagerung verzichtet und Zeit für die endgültige Entscheidung gewonnen werden.
Anlage 1: Gesamtsituation der Restabfallbehandlung in Niedersachsen
Anlage 2: Abfallbehandlungsanlagen für Niedersachsen
Abfallverbrennungsanlage |
angeschlossener öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger |
Bremen |
LK Nienburg, LK Vechta |
Bremerhaven |
LK Cuxhaven, Stadt Cuxhaven, LK Verden, Stadt Emden |
Buschhaus |
Stadt Braunschweig, Stadt Salzgitter, Stadt Wolfsburg, LK Goslar, LK Helmstedt, Region Hannover, LK Celle, Stadt Celle, LK Uelzen |
Hameln |
LK Hameln-Pyrmont, LK Holzminden |
Hannover-Lahe |
Region Hannover, AZV Hildesheim, LK Celle, Stadt Celle |
Magdeburg- Rothensee |
LK Gifhorn, LK Peine, LK Wolfenbüttel |
Hamburg-Rugenberger Damm |
LK Rotenburg, LK Harburg, LK Soltau-Fallingbostel, LK Stade |
Salzbergen |
LK Emsland |
Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage |
angeschlossener |
Bassum |
LK Diepholz, LK Rotenburg, LK Harburg, LK Soltau-Fallingbostel, LK Stade |
Deiderode |
LK Göttingen, Stadt Göttingen, LK Northeim, LK Osterode a. H. |
Großefehn |
LK Ammerland, LK Aurich, LK Oldenburg |
Lahe |
Region Hannover |
Lüneburg |
LK Uelzen, LK Lüchow-Dannenberg, LK Lüneburg, Stadt Lüneburg |
Oldenburg |
Stadt Oldenburg (nur mechanische Behandlungsstufe) |
Osnabrück |
LK Osnabrück, Stadt Osnabrück |
Penningbüttel |
LK Osterholz, LK Wesermarsch |
Schaumburg |
LK Schaumburg |
Wiefels |
Stadt Delmenhorst, Stadt Oldenburg, Stadt Wilhelmshaven, LK Cloppenburg, LK Friesland, LK Wittmund |
Wilsum |
LK Grafschaft Bentheim, LK Leer |
Anlage 3: Ende 2004 betriebene Hausmülldeponien in Niedersachsen
Ausstattung und Laufzeit der Entsorgungsanlagen für Siedlungsabfälle |
||||
Stand: 01.11.2004 |
||||
Lfd. |
Deponie |
Stadt/Landkreis |
Ende |
Bemerkung |
1 |
Watenbüttel |
Stadt Braunschweig |
2002 |
Ablagerungsbetrieb ruht |
2 |
Diebesstieg |
Stadt Salzgitter |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
3 |
Barnbruch |
Stadt Wolfsburg |
2005 |
|
4 |
Wesendorf |
Landkreis Gifhorn |
2005 |
|
5 |
Deiderode |
Landkreis Göttingen |
2005 |
|
6 |
Blankenhagen |
Landkreis Northeim |
unbefristeter Weiterbetrieb geplant |
|
7 |
Hattorf |
Landkreis Osterode am Harz |
unbefristeter Weiterbetrieb geplant |
|
8 |
Stedum |
Landkreis Peine |
2005 |
|
9 |
Bornum |
Landkreis |
unbefristeter Weiterbetrieb geplant |
|
10 |
Altwarmbüchen |
Region Hannover |
2005 |
|
11 |
Kolenfeld |
Region Hannover |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
12 |
Bassum |
Landkreis Diepholz |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
13 |
Heinde |
Landkreis Hildesheim |
2005 |
|
14 |
Am Kapenberg |
Landkreis Holzminden |
2005 |
|
15 |
Krähe |
Landkreis Nienburg |
2005 |
künftig noch DK I-Abfälle |
16 |
Sachsenhagen |
Landkreis Schaumburg |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
17 |
Höfer |
Landkreis Celle |
2005 |
künftig noch DK I-Abfälle geplant |
18 |
Altenwalde |
Stadt Cuxhaven |
2005 |
|
19 |
Woltersdorf |
Landkreis |
2005 |
|
20 |
Bardowick |
Landkreis Lüneburg |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
21 |
Helvesiek-Rehr |
Landkreis |
2005 |
künftig noch DK I-Abfälle geplant |
22 |
Hillern |
Landkreis |
|
unbefristeter Weiterbetrieb |
23 |
Borg |
Landkreis Uelzen |
2005 |
künftig noch DK I-Abfälle geplant |
24 |
Wischhafen II |
Landkreis Stade |
unbefristeter Weiterbetrieb, Ablagerungsbetrieb ruht |
|
25 |
Osternburg |
Stadt Oldenburg (Oldb) |
2003 |
|
26 |
Piesberg |
Stadt Osnabrück |
2004 |
|
27 |
Wilhelmshaven- |
Stadt Wilhelmshaven |
2005 |
|
28 |
Mansie |
Landkreis Ammerland |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
29 |
Sedelsberg |
Landkreis Cloppenburg |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
30 |
Dörpen |
Landkreis Emsland |
befristeter Weiterbetrieb bis 15.07.2009 |
|
31 |
Venneberg |
Landkreis Emsland |
befristeter Weiterbetrieb bis 15.07.2009 |
|
32 |
Wiefels |
Landkreis Friesland |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
33 |
Varel- |
Landkreis Friesland |
2004 |
|
34 |
Wilsum |
Landkreis |
unbefristeter Weiterbetrieb |
|
35 |
Breinermoor |
Landkreis Leer |
2005 |
|
36 |
Tonnenmoor |
Landkreis Vechta |
2005 |
|
37 |
Brake-Käseburg |
Landkreis Wesermarsch |
unbefristeter Weiterbetrieb |
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31.05.2005
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010