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Seidenschwänze zu Gast

Sander: Vogelinvasion in Niedersachsen


Pressemitteilung Nr. 134/2004

HANNOVER. Umweltminister Hans-Heinrich Sander macht auf ein eindrucksvolles Naturschauspiel aufmerksam, das nicht in jedem Jahr geboten wird: "Seit November dieses Jahres sind Schwärme von farbenprächtigen Seidenschwänzen zu Gast in Niedersach-sen und versprühen in unseren Dörfern und Städten sowie in un-serer reich gegliederten Natur- und Kulturlandschaft einen Hauch von Arktis."

Das massenhafte Auftreten des Seidenschwanzes galt im Mittel-alter als böses Vorzeichen für kommende Kriege oder Seuchen; dies brachte ihm den verächtlichen Beinamen "Pestvogel" ein. Dies ist Vergangenheit. Heute kennen wir den wahren Grund sei-nes unregelmäßigen winterlichen Auftretens: Die starengroßen Vögel kommen nur in besonders kalten Jahren "invasionsartig" aus ihrer nordischen Heimat in Skandinavien und Finnland zu uns. Von arktischer Kälte, Schnee und Hunger getrieben, mussten die Vögel die ausgedehnten Fichten- oder mit Birken gemischten Laub- und Lärchenwälder der Taiga am Ende der Brutzeit im Sep-tember verlassen und nach Süden in wintermildere Gebiete ausweichen.

Im "mitteleuropäischen Ausweichquartier" suchen die geselligen Gastvögel nun auch in weiten Teilen Niedersachsens und be-nachbarten Ländern nach Nahrung, um den Winter überdauern und im März/April wieder gestärkt in die Brutgebiete zurückwan-dern zu können. "Als Nahrungsquelle besonders bevorzugt wer-den Beeren tragende Sträucher und Bäume wie beispielsweise Sanddorn, Weißdorn, Eberesche und Schneeball. So bieten Hausgärten und Kleingärten Nahrung für den Seidenschwanz und jeder, der auch solche Sträucher pflanzt oder Fallobst liegen lässt, hilft Vögeln beim überwintern", so der Minister. Vom Seiden-schwanz würden sowohl Hecken, Feldgehölze und Alleen in der freien Landschaft als auch Gärten und Parkanlagen inmitten von Ortschaften aufgesucht. Fallobst werde wegen des Reichtums an Energie spendendem Zucker nicht verschmäht. Im Frühjahr sind Weidenkätzchen ein besonderer Leckerbissen.

Da die Vögel wenig scheu sind, kann man sie oft aus der Nähe beobachten. Ansammlungen von 50 bis 100 Tieren sind dieser Tage keine Seltenheit. Mitunter sammeln und vereinigen sich ver-schiedene kleinere Trupps abends zu großen Schlafplatzgemein-schaften. Gute Erkennungsmerkmale sind die auffällige spitze Kopfhaube und die prächtigen weißen und gelben Flecken an den Flügelrändern. Aus der Nähe betrachtet zeigen die Vögel einen schwarzen Kehlfleck und an den Federspitzen des Armflü-gels lange, leuchtend rote Hornplättchen, die besonders bei Alt-vögeln eine besondere Zierde sind. Auch das gelbe Band am Schwanzende macht den Seidenschwanz unverwechselbar.

Auf sich aufmerksam machen Seidenschwänze übrigens auch mit ihren hohen, melodisch trillernden Rufen, die besonders in-tensiv von Schwarmvögeln vorgetragen werden.

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.12.2004
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010

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