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erstellt am:
21.11.2002
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010
Niedersachsens Moore sind sagenumwoben und geheimnisvoll
Wer sie gesehen hat, weiß wovon ich spreche. Wie das Hochgebirge oder das Wattenmeer sind sie vor Urzeiten entstanden. Die Menschen haben sie über Jahrhunderte genutzt, um zu überleben.
Von den ehemals riesigen Mooren im Nordwesten Deutschlands sind uns wenige geblieben. Es ist unse-re Aufgabe, sie zu schützen.
Meine Damen und Herren,
wenn ein Oldenburger den Begriff Moor verwendet, dann meint er alle Flächen, die aus Torf bestehen. Daran müssen wir denken, wenn wir über den Moorschutz reden. Worüber reden wir: Über die Flächen, die unter das Moorschutzprogramm fallen. Oder die Vorrangflächen für den Torfabbau im Landesraumordnungsprogramm. Oder eben alle Flächen, deren Boden aus Torf besteht?
Fangen wir mit dem Moorschutzprogramm an:
Das Moorschutzprogramm aus den Achtzigerjahren verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele:
Das erste Ziel: Die wertvollsten Moore in Niedersachsen sollen gesichert werden. Das sind 96 Hoch-moorkomplexe mit einer Gesamtfläche von rund 50 000 Hektar. Mehr als 42 000 Hektar sind bereits unter Naturschutz gestellt. Für tausende weitere Hektar wird die Ausweisung als Naturschutzgebiet vor-bereitet.
In all diesen Naturschutzgebieten wurde nicht nur der Kern des Hochmoores geschützt. Auch die Rand-bereiche wurden einbezogen. Das ist wichtig.
Nicht vergessen sollten wir die 150 kleinen Hochmoore, die über den Paragrafen 28 a des Naturschutz-gesetzes vor Veränderungen bewahrt bleiben.
Das zweite Ziel des Moorschutzprogramms: Abgetorfte Flächen sollen renaturiert werden. Mindestens 31 000 Hektar sollen nach dem Torfabbau renaturiert und als Naturschutzgebiete ausgewiesen werden. Auch hier machen wir gute Fortschritte:Mindestens 10 000 Hektar abgetorfter Fläche sind wieder vernässt und beginnen sich zu renaturieren.
Die Zusammenarbeit mit der Torfindustrie wird von den Naturschutzbehörden meistens positiv bewer-tet. Für viele Flächen, die sich im Augenblick noch in der industriellen Abtorfung befinden, ist die Rena-turierung nach dem Abbauende bereits jetzt abgesichert.
Zusätzlich bemüht sich das Land derzeit um ein Forschungsprojekt: Wir wollen Wege finden, wie sich die Torfmoose noch schneller ansiedeln lassen. Damit könnten abgetorfte Flächen noch besser renatu-riert werden. Und Torfmoose könnten als nachwachsender Rohstoff interessant werden.
Die Zahlen, die ich Ihnen genannt habe, sind vom vergangenen Jahr. Und ich finde: Die Bilanz kann sich sehen lassen und macht eines klar: Es gibt keinen Grund ein Klagelied anzustimmen. Die wertvollsten Hochmoore in Niedersachsen bleiben erhalten und mit ihnen die typische Pflanzenwelt und der Lebens-raum vieler Tierarten.
Das gilt auch, wenn ich nun vom Moorschutzprogramm zu den Vorranggebieten für den Torfabbau im Landesraumordnungsprogramm komme: Hier sind keine neuen Vorranggebiete hinzugekommen, son-dern viele sind weggefallen.
Ich gebe zu: An einigen Vorranggebieten hatte die Torfwirtschaft selbst kein Interesse mehr, weil sich ein Abbau dort nicht mehr lohnt. Andere Flächen aber, die für den Rohstoffabbau durchaus interessant gewesen wären (Gebiet 37 und 58), wurden dem Torfabbau entzogen. Hier gab es gewichtige Argu-mente des Naturschutzes, und diesen Argumenten ist die Landesregierung gefolgt.
In Zahlen heißt das: Die Vorrangflächen von insgesamt 53 000 Hektar im Landesraumordnungspro-grammm 1994 sind auf 22 000 Hektar geschrumpft. Das ist ein positives Signal - ein positives Signal auch vonseiten der Torfindustrie.
Und noch eines möchte ich herausstellen: Es werden keine neuen Vorranggebiete festgelegt. Die Vor-ranggebiete, die von den Grünen kritisiert werden, haben weniger den Moorschutz als vielmehr den Grünlandschutz zum Thema.
Das Umweltministerium hätte auf einigen dieser Flächen den Vorrang für den Naturschutz begrüßt. Es handelt sich hier überwiegend um Grünland, das für den Vogelschutz von großer Bedeutung ist. Es geht hier aber nicht um Moorschutz im engeren Sinne.
In sechs Vorranggebieten sind die konkurrierenden Nutzungsansprüche besonders groß. Deshalb sollen hier jeweils Gebietsentwicklungskonzepte aufgestellt werden. Ich halte es für einen vernünftigen Weg, Nutzungsansprüche vor Ort abzustimmen und zu entflechten. Klarstellen möchte ich aber auch hier: Diese Flächen, die von Ihnen so kritisiert werden, waren schon im Landesraumordnungsprogramm 1994 als Vorranggebiete für den Torfabbau enthalten.
Ob und wie abgebaut werden soll, wird sich langfristig durch die Nachfrage nach dem Rohstoff Torf entscheiden. Wichtig ist jedoch: Die Kernbereiche dieser Moorkomplexe sind durch das Moorschutzpro-gramm geschützt.
Und nun komme ich noch zu einem weiteren Aspekt des Moorschutzes: zu den Niedermooren.
Während wir für die wichtigsten Hochmoore in Niedersachsen dauerhaften Schutz gewährleisten kön-nen, steht es mit den Niedermooren nicht zum Besten. Ich begrüße deshalb, dass dieser Aspekt im Ent-schließungsantrag der SPD-Fraktion aufgegriffen wird.
Niedermoore fallen bislang nicht unter das Moorschutzprogramm. Sie sind Lebensraum einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Und entscheidend ist: Sie sind wichtig für den Klimaschutz. Denn Niedermoore speichern Kohlendioxid aus der Atmosphäre und übertreffen dabei zum Teil sogar die Speicherfähigkeit der Wälder. Werden Niedermoore aber zu intensiv genutzt und stark entwässert, schlagen ihre guten Seiten ins Gegenteil um. Sie setzen dann klimaschädliche Gase frei.
Wir wollen neue Konzepte erarbeiten. Hochmoor- und der Niedermoorschutz müssen miteinander ver-knüpft werden. Dann kommen wir auch zu vernünftigen Moorschutzgebiets-Systemen, wie sie die Grü-nen fordern. Leider hatten die Grünen die Niedermoore in ihrem Antrag völlig außer Acht gelassen.
Meine Damen und Herren,
Moore gehören zu Niedersachsen wie die Nordsee und das Wattenmeer. Das habe ich eingangs gesagt. Sie müssen geschützt, gepflegt und wo nötig wiederhergestellt werden. Damit tragen wir dazu bei, den einzigartigen Charakter Niedersachsens zu erhalten. Es ist gut, wenn wir uns darüber einig sind!
Es gilt das gesprochene Wort
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erstellt am:
21.11.2002
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010