Ursachen für das Hochwasser in Niedersachsen 2023/2024
Die Hochwasserlage in Niedersachsen entspannt sich langsam durch fallende Wasserstände. Aktuelle Pegelstände oder Informationen über einzelne Regionen finden Sie auf Pegel Online oder auf dem Notfall-Monitor Niedersachsen.
Ursachen für das Hochwasser
Nach einem sehr feuchten Herbst im Jahr 2023 kam es in Niedersachsen zu dem niederschlagsreichsten Dezember seit Messbeginn. Es konnten fast 45 Prozent mehr Niederschlag als üblich in Niedersachsen gemessen werden. Die Böden waren in der Folge aufgeweicht und konnten kein zusätzliches Wasser aufnehmen.
Die vor Weihnachten beginnende Dauerregensituation und die dazukommende Schneeschmelze führten auf den nahezu vollständig gesättigten Böden zu der landesweiten gravierenden Hochwasserlage, die mittlerweile schon rund zwei Wochen andauert.
Eine verlässliche Hochwasservorhersage und eine rechtzeitige Information und Warnung vor der Hochwassergefahr stellen innerhalb der Hochwasservorsorge bzw. des Hochwasserschutzes einen wichtigen Baustein dar. Durch die Verlängerung der Vorwarnzeit – und eben das bringt die Hochwasservorhersage – konnten vor Ort zielgerichtet Maßnahmen in der Gefahrenabwehr eingeleitet werden.
Bereits Mitte Dezember hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) über die Hochwasservorhersagezentrale vor dem Hochwasser entsprechend gewarnt. Die Vorhersagen sind und waren auch im aktuellen Fall eine wichtige Grundlage um die niedersächsischen Stauanlagen (die Talsperren im Harz, das Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden und das Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen) effektiv zu steuern. So konnte man zuzüglich zu den sowieso freien Hochwasserrückhalteräumen in den Harzer Talsperren noch zusätzlichen Speicherplatz schaffen. In enger Absprache mit der Aufsichtsbehörde NLWKN wurden Stauanlagen bereits Tage vor dem Hochwasser auf die zusätzlichen Wassermassen vorbereitet.
Wassermanagement – ein Balance-Akt
Die großen Harztalsperren sind Multifunktionsanlagen: Sie dienen den Zielen des Hochwasserschutzes ebenso wie den Zielen der Trink- und Brauchwassergewinnung, der Energieerzeugung, der Niedrigwasseraufhöhung und der Freizeitnutzung. In Zeiten von vermehrter Trockenheit und Dürre vor allem in den Sommermonaten stellen sie einen wichtigen Baustein für die Trinkwasserversorgung dar. Da die verlässlichen Wetterprognosen immer nur für einen sehr kurzen Zeitraum gelten, ist die Steuerung der Stauanlagen sehr komplex und muss in enger Abstimmungen mit den Talsperrenbetreibern, dem NLWKN als Aufsichtsbehörde und der Vorhersagezentrale auf Sicht geschehen.
Klimakrise: Extremwetterereignisse nehmen zu
Durch den Klimawandel müssen wir uns in Zukunft zunehmend auf extreme Wetterereignisse – auch vermehrten Starkregen – sowie auf vermehrte Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr einstellen. Dies zeigen die Erkenntnisse der Klimafolgenforschung ganz deutlich. Im vom Land geförderten Vorhaben KliBiW, welches der NLWKN zusammen mit universitären Partnern durchführt, zeigt sich auch deutlich: die Hochwasserereignisse werden sich durch den Klimawandel verschärfen. Die Ergebnisse auf Basis verschiedener Klimaszenarien und Klimamodelle weisen naturgemäß deutliche Bandbreiten auf, mit denen umgegangen werden muss – aber die Tendenz ist klar: Zunahme der Hochwasser in Intensität und Häufigkeit.